373. Gewitter

Gewitter

Es stürmte. Es regnete. Unzählige Blitze hellten immer wieder die Nacht auf. Laute Donnerschläge übertönten immer wieder das Prasseln an der Fensterscheibe. Es sollte nicht lange dauern, bis Mia wach wurde und zu weinen begann.
»Was ist denn los?«, fragte ihre große Schwester Leonie, die im anderen Bett lag und gerade ihre Augen öffnete.
»Blitz und Donner!«, schluchzte Mia verzweifelt und zeigte mit dem Finger zum Fenster.
»Hast du Angst davor?«, wollte Leonie wissen.
Mia nickte sofort mit dem Kopf und zog sich die Decke über den Kopf. Sie wollte das helle Licht nicht mehr sehen müssen. Aber gegen den Donner war nichts zu machen. Da half es nicht einmal, die Finger in die Ohren zu stopfen.
»Das soll endlich aufhören. Ich will das nicht mehr. Gewitter sind fies und gemein. Wo kommt das bloß her?«
Leonie stand auf und ging zum Bett ihrer kleinen Schwester. Dort legte sie sich mit unter die Decke und zog Mia an sich.
»Du brauchst keine Angst haben. Gewitter sind gar nicht so schlimm. Ich werde dir mal erklären, warum das ständig blitzt und donnert. Weißt du, was ein Autoscooter ist?«
Mia nickte zaghaft während Leonie zu erzählen begann.
»Manchmal bekommen die Engel im Himmel Langeweile. Wenn es so weit ist, dann sammeln sie alle Wolken zusammen und bauen sich daraus einen riesigen Autoscooter. Sie fahren darauf mit ihren Wolkenflitzern hin und her.«
Mia bekam große Augen. Sie kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Von diesen Flitzeengeln hatte sie noch nie etwas gehört.
»Eigentlich dürfen sie das nicht, aber sie machen es trotzdem. Sie fahren immer viel zu schnell. Wenn sie dann in eine Geschwindigkeitskontrolle geraten, werden sie geblitzt. Die Himmelspolizei fotografiert sie und brummt ihnen dann dicke Strafzettel auf.«
»Und warum donnert es?«
Leonie seufzte.
»Das ist doch wie im Autoscooter. Es macht den Engeln einen riesen Spaß, sich gegenseitig anzurempeln. Sie fahren aufeinander zu, stoßen zusammen und machen damit einen Höllenlärm.«
Mia atmete erleichtert auf.
»Warum hat mir das denn niemand vorher erzählt. Dann hätte ich ja gar nicht so viel Angst gehabt.«
Sie stand auf, ging zum Fenster und öffnete es.
»Ruhe da oben. Es ist schon spät und hier unten wollen ein paar Kinder schlafen. Ihr könnt auch tagsüber Autoscooter fahren.«, rief sie zu den Wolken hinauf.
Dann legte sie sich grinsend ins Bett und schlief ein.

(c) 2011, Marco Wittler

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