437. Die Tätowierung (Hallo Oma Fanny 10)

Die Tätowierung

Hallo Oma Fanny.

Ich bin es, der Noah. Meine große Schwester hatte vor ein paar Tagen eine komische Idee. Sie wird in einer Woche achtzehn Jahre alt. Dann können Mama und Papa ihr nichts mehr sagen, behauptet sie. Sie ist dann nämlich schon groß, auch wenn sie nur einen Meter achtundfünfzig ist.
Jedenfalls hat sie nun vor, sich eine Tätowierung machen zu lassen. Sie weiß noch nicht, wo sie es haben will oder wie es aussehen soll. Sie hat nur beschlossen, dass es auf jeden Fall auf ihre Haut gemalt werden wird.
Das macht dann ein Mann irgendwie mit einer spitzen Nadel. Das muss richtig fies weh tun. Ich würde das niemals machen lassen. Das ist ja richtig verrückt.
In der Nacht konnte ich dann nicht richtig schlafen. Ich hab ständig daran denken müssen, dass meine Schwester überall Micky Mäuse auf der Haut hat. Da musste ich dann ständig kichern und lachen. Da half es nicht einmal, springende Schäfchen zu zählen. Aber mit denen funktioniert das ja eh nicht, wie du weißt.
Und dann hatte ich einen tollen Einfall. Weil meine Schwester noch nicht weiß, was sie sich tätowieren lassen will, hab ich mir einen Filzstift geschnappt, bin in ihr Zimmer geschlichen und habe ihr damit ein paar Vorschläge auf die Haut gemalt.
Eine große Blume auf den Bauch, einen Schmetterling auf den einen und eine Biene auf den anderen Arm. Auf die Wange hab ich ihr eine Spinne gemacht, weil sie die so gar nicht mag. Das war richtig lustig.
Am nächsten Morgen kam sie dann richtig wütend in die Küche und hat mit mir geschimpft.

Liebe Oma Fanny, ich freue mich schon auf deinen nächsten Brief. Bis bald.

Dein Noah.

(c) 2012, Marco Wittler

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