1039. Flaschenpostbote Knut liefert aus

Flaschenpostbote Knut liefert aus

Flaschenpostbote Knut Flaschenpostbote Knut war in der Stadt unter dem Meer unterwegs und kümmerte sich um seine Aufgabe: Er verteilte die Flaschenpost, die sich in seiner ledernen Umhängetasche befand, in die Briefkästen der Meermenschen.
Nach ein paar anstrengenden Stunden, setzte er sich auf einen großen Stein, streckte die Schwanzflosse lang aus und seufzte laut. Dann holte er seine Brotdose hervor und aß etwas.
Knut warf seinen Blick hoch zur Meeresoberfläche. Er mochte es sehr, das Sonnenlicht zu beobachten, wie es sich in den Wellen brach und immer neue Muster schuf. Manchmal konnte man darin sogar Figuren entdecken, wenn man nur genug Fantasie besaß.
»Hm, schwimmt da oben etwas?«, fragte er sich laut schmatzend, während er auf einem Stück Seetang kaute. Tatsächlich brach sich das Licht an einer Stelle etwas anders. Ein Fisch oder ein anderes Tier konnte es aber nicht sein. Knut legte seine Mahlzeit zur Seite und schwamm zur Meeresoberfläche. Dort fand er, was er nur zu gut kannte. Es war eine Flaschenpost.
»Beim Neptun!«, fluchte er laut. »Wie hat die sich denn unbemerkt aus meiner Umhängetasche geschlichen? Das ist mir noch nie passiert.«
Er schnappte sich die Flasche und brachte sie hinunter zum Meeresgrund. Er steckte sie ein, musste aber feststellen, dass sie sofort wieder nach oben stieg.
»Das ist ja seltsam. Die ist voller Luft. Das kann keine Flasche von meinen sein. Die würden niemals schwimmen.«
Er griff wieder danach, bevor die Flasche außer Reichweite war und sah sie sich genauer an. Die Öffnung war mit einem Korken verschlossen. Im Inneren lag ein eingerollter Brief, auf dessen Außenseite nur wenig zu lesen war.
»Was sind denn das für seltsame Buchstaben? Das kann ja kein Meermann lesen.«
Es musste sich um die Schrift der Menschen handeln, die mit auf ihren zwei Beinen an Land lebten.
»Ich muss diese Flaschenpost zustellen.«, entschied sich Knut. »Als Flaschenpostbote ist das meine Pflicht.«
Er beendete seine Pause und schwamm los. Schnell hatte er die Stadt unter dem Meer hinter sich gelassen und kam auf ein hohen Kliff zu, an dessen oberem Ende sich die Küste des Landes befand.
Knut tauchte auf, streckte den Kopf aus dem Wasser und sah sich um. Nicht weit entfernt entdeckte er mehrere Masten, die zu Schiffen gehören mussten. Und dort, wo sich viele Schiffe aufhalten, musste es auch einen Hafen geben.
»Da muss ich hin. Vielleicht treffe ich einen Kollegen, der mir helfen kann.«
Knut legte den Rest der Strecke in wenigen Minuten zurück. Unter der Wasseroberfläche versteckt, schwamm er in das Hafenbecken. Er hielt sich in der Deckung der einzelnen Schiffe auf, schaute immer nur kurz hin und her, bis er fand, was er suchte.
Auf dem Land war ein Mensch, es schien sich um eine Frau zu handeln, unterwegs. Sie hatte eine blaue Jacke an, eine Schirmmütze auf dem Kopf und eine lederne Umhängetasche auf der Schulter. Sofort schwamm Knut hinüber ,tauchte auf und sprach sie an.
»Hallo Frau Kollegin. Ich bin Flaschenpostbote Knut und möchte eine Sendung bei dir abgeben, die fälschlicherweise bei mir gelandet, aber wohl für einen Menschen bestimmt ist.«
Die Postbotin war völlig überrascht. Sie schien wohl noch nie ernsthaft über die Existenz von Meermenschen nachgedacht zu haben und tat es wohl auch jetzt noch nicht. Sie rieb sich mehrfach die Augen, kniff sie immer wieder zusammen und sah Knut dennoch vor sich im Wasser schwimmen.
»Ich stell die Flasche einfach mal hier ab.«, sagte Knut, hob sie aufs Trockene, winkte noch einmal und tauchte ab.

(c) 2021, Marco Wittler

Bild: Nik Karlov auf Pixabay

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