1061. Die schaurige Party

Die schaurige Party

Der kleine Geist war unglaublich aufgeregt und hatte den ganzen Tag über nicht schlafen können. Zum Glück ging jetzt aber die Sonne unter. Der Tag machte Platz für den Abend und die kommende Nacht.
Erste Sterne zeigten sich bereits im Dunkelblau des Himmels und der Mond kroch langsam hinter dem Horizont hinauf zum Firmament.
Nun hielt es der kleine Geist nicht mehr in seinem Versteck auf dem Dachboden der alten Burg aus. Er jubelte einmal laut und ließ sich dann durch den Fußboden eine Etage tiefer fallen.
»Ich habe Geburtstag!«, rief er laut. »Ich habe Geburtstag. Hört ihr das? Ich will mit euch allen feiern.«
Aus einem Wandschrank kam ein Skelett getorkelt, dessen Bein an einer großen Eisenkugel gekettet war, die es mühsam hinter sich her zog. Hinter einem Vorhang kam ein zotteliges Etwas hervor, dass lange, spitze Zähne aus seinem Maul hervor blitzen ließ. Ein paar weitere Geister kamen aus den Kellerverliesen herauf, gefolgt von einem blassen Vampir, der gerade aus seinem Sarg gestiegen war.
»Endlich bin ich wieder ein Jahr älter geworden.«, freute sich der kleine Geist. »Lasst uns eine völlig wilde und verrückte Party feiern. Ich will, dass es heute richtig rund geht.«
Er führte seine Gäste quer durch die alte Burg. Es ging durch lange Gänge, Treppen hinauf und hinunter, bis sie vor einem großen, alten Waschzuber standen.
»Hinein mit euch!«
Die Partygesellschaft bestieg den Zuber, der kleine Geist legte einen Hebel um und brachte ihn dazu, sich mit großer Geschwindigkeit im Kreis zu drehen. Dann sprang er mit hinein und kreischte vor Freude.
»Das ist der beste Geburtstag von allen.«
Ein paar Etagen höher hörten menschlichen Bewohner das schaurige Schreien und bekamen es mit der Angst zu tun. So schnell, wie sie nur konnten, suchten sie das Weite und kamen nicht vor Ende der Nacht wieder nach Hause.

(c) 2021, Marco Wittler


Image by Marta Simon from Pixabay

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