1092. Das Dreckige Dutzend ist auf der Flucht

Das Dreckige Dutzend ist auf der Flucht

Das Dreckige Dutzend, eine im ganzen Staat bekannte, berüchtigte und gefürchtete Verbrecherbande, hatte wieder zugeschlagen.
Es waren gerade wenige Stunden vergangen, dass die zwölf Männer in Santa Fé die National Bank ausgeraubt hatten. Sie hatten nicht nur Gold erbeutet, sondern auch die Löhne der Arbeiter, die am Morgen angekommen waren. Säckeweise Dollarbanknoten hatten sie auf ihre Pferde geladen und waren damit nun auf der Flucht.
Der Sheriff, der sich während des Überfalls nicht in der Stadt aufgehalten hatte, war ihnen nun auf den Fersen und hoffte, sie trotzdem noch zur Strecke zu bringen.
Die wilde Jagd ging durch einen langen Canyon, einer schmalen Schlucht, die vom Fluss, der vor Ewigkeiten hier geflossen war, aus dem Fels gewaschen worden war.
Meile um Meile ritt er einsam den schmalen Weg entlang, suchte nach Spuren, hörte auf Geräusche, die der Wind ihm entgegen trug. Doch bisher völlig erfolglos. Nur hin und wieder sah er einzelne Abdrücke von Hufen, die aber auch von anderen Reitern hätten stammen können. Dieses Mal hatte das Dreckige Dutzend ganze Arbeit geleistet. Sollten es diese Verbrecher wieder einmal schaffen?
Doch der Sheriff gab nicht auf, das hatte er noch nie getan. Er trieb sein Pferd an, schneller zu galoppieren, die verloren gegangene Zeit aufzuholen. Er musste den Widrigkeiten des Wetters zuvor kommen. Die wenigen Spuren, die er hin und wieder sah, würden schon bald nicht mehr zu erkennen sein.
Irgendwann verlor sich jedoch auch diese Spur. Der Sheriff blieb mit seinem Pferd am Ufer des Flusses stehen, der vor Jahrhunderten oder Jahrtausenden noch den Canyon geformt hatte. Wohin sollte es jetzt gehen? Hatten die Verbrecher den Weg durch das Wasser gewählt oder waren sie am Ufer entlang geritten?
Der Sheriff dachte kurz nach und begann zu grinsen. Es gab nur eine einzige Richtung, die sie gewählt haben konnten.
Zu seiner Linken ragten die Felsen steil auf. Hier ging es mit den Pferden nicht weiter. Zur Rechten gab es zwar einen Weg, doch dieser sollte, wie er sich erinnern konnte, in einer Sackgasse enden. Es blieb noch die Durchquerung des Flusses.
Ohne zu Zögern lenkte er sein Pferd nach rechts. Es ritt ein paar Minuten am Fluss entlang, bis er das Dreckige Dutzend fand. Sie sahen ihn verzweifelt an. Sie wussten, dass sie verloren hatten, denn der Sheriff würde bei einem Fluchtversuch sofort schießen.
»Wir geben auf.«, sagte der Bandenchef. »Wie bist du uns auf die Schliche gekommen?«
Der Sheriff lachte laut. »Ihr seid das Dreckige Dutzend. Ihr würdet niemals freiwillig baden oder durch einen Fluss reiten.«

(c) 2021, Marco Wittler


Image by Devanath from Pixabay

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