Die Burg muss fallen
Es herrschte Krieg. Schon seit geraumer Zeit hatte eine große Armee die Burg des Fürsten umstellt. Schon lange hatte man es satt, wie er über sein Land und sein Volk herrschte. Während des Fürstens Bauch von Jahr zu Jahr dicker und die Staatskasse immer voller wurde, hungerten die Menschen und mussten doch mehr und mehr Abgaben und Steuern leisten. Nun waren sie es leid. Es war an der Zeit, sich des Herrschers zu entledigen. Dazu hatten sie um Hilfe in einer benachbarten Baronie gebeten.
Mittlerweile war die große Burg mit ihren dicken Bauern umstellt. Bauern standen dort mit einfachsten Waffen. Mit Hämmern, Äxten und Sensen wollten sie die Armee des Fürsten überrennen und ihn für immer verjagen. Bisher versuchten sie, die Bewohner auszuhungern, doch die Keller des Fürsten waren gut gefühlt. Er hätte es auch noch einige Monate lang mit seinen Leuten aushalten können. Auf der anderen Seite wurde die Laune der Belagerer immer schlechter. Sie hatten sich diesen Angriff sehr viel einfacher und schneller vorgestellt. Nun bekamen sie aber selbst langsam Hunger und dachten bereits darüber nach, dass auf sie Zuhause die Arbeit auf den Feldern wartete. Unmut machte sich breit. Doch dann tauchte am Horizont jemand auf, der schon allein mit seiner Präsenz das Blatt zu wenden schien.
Ritter Paul kam auf seinem Pferd zur Burg. Er machte sich den Bauern Halt, ließ sich freudig begrüßen, schüttelte Hände und ließ sich darüber aufklären, wie es zwischen den beiden Kriegsparteien stand.
Der Fürst, der auch mitbekommen hatte, dass sich nun einer seiner ärgsten Feinde zu den Belagerern gesellt hatte, ließ seine Armee mobil machen. Seine Soldaten rückten aus und formierten sich um die Burg. Danach schloss er sein schweres Burgtor wieder.
»In Ordnung.« Ritter Paul hatte genug gehört und entwickelte bereits einen Plan, mit dem die Burg innerhalb kürzester Zeit gestürmt und erobert werden konnte. Er griff an seine Hüfte und zog aus seinem Lederfutteral einen große, silberne Gabel hervor.
»Damit, meine Freunde, werden wir den Fürsten zu Fall bringen. Seine Burg und seine Reichtümer sind unser.«
Ritter Paul gab seinem treuen Pferd ein Zeichen und stürmte auf den Gegner zu. In wildem Ritt fegte er durch die Armee, die ihm schutzlos ausgeliefert war und stopfte sie sich in den Mund.
»Moment mal.«, beschwerte sich Papa. »Das hatten wir so aber nicht abgemacht.«
Paul, der sich gerade die Armee aus Gummibärchen in den Mund stopfte grinste. »Alles, was durch die Regeln nicht verboten wurde, muss also erlaubt sein.«, sagte er schmatzend und griff bereits nach den nächsten Weingummisoldaten. Dann stürmte seine Hand mit der Gabel auf seinen Geburtstagskuchen in Form einer großen Burg zu und stach durch das Tor. Der Schokoladenkuchen brach in sich zusammen. Der dicke Fürst, der von einem Schokokuss dargestellt wurde, stürzte in den Burghof. Seine Glasur platzte auf. Er war besiegt.
(c) 2022, Marco Wittler
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