Ist es schon Zeit für Osterhasen?
Paolo war mit seinem Vater im Supermarkt unterwegs. Nach und nach gingen sie von einem Gang zum anderen und holten jede Menge Lebensmittel aus den Regalen. Irgendwann bogen sie in die Süßwarenabteilung ab. Von den Kaugummis aus ging es vorbei an Bonbons zur Zuckerwatte bis man am Ende vor der Schokolade stand.
»Moment mal.« Paolo wunderte sich. Er holte sein Handy aus der Tasche und öffnete den Kalender. »Ist es schon Zeit für Osterhasen? Ich dachte das dauert noch ein paar Wochen. Warum stehen die denn schon hier?«
Tatsächlich hatte hier jemand Schokoladenhasen in bunter Folie zwei Meter hoch aufgeschichtet.
Auf Paolos Gesicht stahl sich ein Lächeln. Es blitzte in seinen Augen. »Darf ich einen davon haben, Papa? Du weißt doch, wie gern ich Schokolade esse.«
Papa nickte und packte gleich fünf Stück in den Einkaufswagen. »Jetzt müssen wir aber langsam zur Kasse, sonst ist nachher mein Konto komplett geplündert.«
Sie stellten sich in einer langen Reihe an, legten ihre Waren auf das Band und zahlten. Danach ging es ab nach Hause.
Während Papa den Einkauf im Kühlschrank und der Kammer verstaute, brachte Paolo die Schokohasen in sein Zimmer und stellte sie auf sein Regal über dem Schreibtisch. »Einen von euch gönne ich mir nach dem Abendessen.«
Er ging in die Küche, half bei der Zubereitung. Etwas später aßen sie gemeinsam am Tisch und unterhielten sich über den vergangenen Tag.
Etwas später saß Paolo wieder am Schreibtisch. Ohne hinzuschauen griff er zum Regal, einen Schokohasen konnte seine Hand aber nicht finden.
»Wo sind sie? Ich habe sie doch da oben abgestellt.« Das Regal war leer.
Paolo sah sich. Da war plötzlich ein kleiner Schatten, der zuerst hinter dem Computermonitor saß und dann zur Stiftebox flitzte.
»Stopp!«, rief Paolo. Er schob die Box zur Seite und entdeckte einen der fünf Hasen. »Hab ich dich.« Er wollte ihn sich schnappen, griff aber wieder ins Leere. Der kleine Osterhase war zu schnell.
»Ich will doch nur etwas Schokolade essen.«
Im ganzen Zimmer sah er kleine, in Folie eingewickelte Kerle aufblitzen. Doch egal, wo er hin sprang, die Schokohasen waren einfach schneller. Irgendwann gab Paolo erschöpft auf. »Das nächste Mal kaufe ich mir einfach eine Tafel Schokolade. Die hat keine Beine und kann nicht flüchten.« Er überlegte kurz. »Oder ich warte darauf, dass es Ostern wird. Vielleicht kommen sie dann freiwillig raus und lassen sich essen. Ja genau. Das ist ein guter Plan.«
Zur gleichen Zeit hatten sich die fünf Schokoladenhasen gemeinsam unter dem Bett versteckt. Ein von ihnen stand vor den anderen. »Ihr habt es gehört, Leute. Der Mensch will uns ans Leder. Er will uns die Folie vom Leib reißen und essen. Das können wir nicht zulassen. Aber ihr müsst euch nicht fürchten, denn ich habe bereits einen perfekten Plan.«
Er holte einen Zettel aus der Tasche und faltete ihn auseinander, um ihn den anderen zu zeigen.
»Der Junge wird uns bis Ostern in Ruhe lassen. Wenn es dann an der Zeit ist, werden wir uns unserer Folie entledigen und uns als Schokoladenweihnachtsmänner tarnen. Dann muss er bis Dezember warten, um uns essen zu können. Nach dem Fest kleiden wir uns wieder als Osterhasen. Der Mensch wird uns niemals in die Finger bekommen.«
(c) 2022, Marco Wittler
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