1324. Flaschenpostbote Knut und das Flaschenpostgeheimnis

Flaschenpostbote Knut und das Flaschenpostgeheimnis

Flaschenpostbote Knut war seit ein paar Stunden auf Tour. Während Enno, der Seestern auf seiner Brust die Passanten und Kunden mit einem tiefen, brummigen »Hallo!« grüßte, der Krake Fiete weitere Ledertaschen an seinen acht Tentakelarmen hängen hatte, verteilte Knut die Flaschenpost in den Briefkästen der Stadt unter dem Meer.
»Wisst ihr was, Jungs?« Knut grinste seine beiden langjährigen Kollegen an. Er klopfte Fiete auf alle acht Schultern und drückte Enno leicht mit seinem Zeigefinger. »Ihr seid die besten Freunde, die ein Meermann überhaupt haben kann. Ich kann mich immer auf euch verlassen.«
Knut nahm sich die letzte Ledertasche, die noch mit Flaschen gefüllt war. Er nahm mehrere heraus. Eine gab er Fiete, eine nahm er sich selbst und eine dritte, besonders kleine, gab er dem Seestern Enno.
Knuts Freunde waren entsetzt. Der alte Meerman war über die letzten Jahrzehnte der verlässlichste Flaschenpostbote im ganzen Ozean gewesen. Doch was er hatte er nun vor? Wollte er die Flaschen etwa öffnen und damit das Flaschenpostgeheimnis brechen?
Knut öffnete seine Flasche und trank aus ihr. Statt eines Briefs, war sie mit einer gelben Flüssigkeit gefüllt.
»Das ist ein Fruchtsaft, den ich vor langer Zeit von den Menschen an Land bekommen habe. Ich habe eine Flasche für jeden von uns eingepackt. Ich habe mir gedacht, dass wir unsere Freundschaft öfter feiern sollten, denn so etwas ist nichts Alltägliches, sie ist ganz besonders. Daran möchte ich mich auch immer erinnern.«
Er hob die Flasche, stieß sie gegen die von Fiete und Enno. »Prost, Jungs! Auf unsere Freundschaft.«

(c) 2022, Marco Wittler

Ersten Kommentar schreiben

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*