Flaschenpostbote Knut und der Dreizack des Neptun
Flaschenpostbote Knut hatte einen langen und anstrengenden Tag hinter sich. Über viele Stunden hinweg hatte er in der Stadt unter dem Meer die Flaschenpost ausgetragen. Doch nun war seine Ledertasche endlich leer. Jetzt war es an der Zeit, Feierabend zu machen.
Knut schwamm die letzten Meter zum Flaschenpostamt zurück, legte Uniform, Mütze und Tasche ab. Dann machte er sich auf den Weg zu seinem Lieblingsplatz. Die Spitze eines nahen Riffs lugte einen knappen Meter aus dem Wasser heraus. Dort wollte er den Abend an der frischen Luft verbringen. Er macht noch einen kurzen Zwischenstopp an einem Imbissstand und besorgte sich eine große Box mit leckeren Fischhappen.
Ein paar Minuten später kletterte Knut aus dem Wasser und machte es sich gemütlich. Gerade ging die Sonne hinter dem Horizont unter tauchte das Meer in ein wunderschönes Orange, während auf der anderen Seite gerade der Mond am Himmelszelt empor kroch.
Knut seufzte zufrieden. »Das ist die schönste Zeit des Tages und der schönste Anblick den ich mir vorstellen kann. Es wäre toll, wenn ich das auf ewig festhalten könnte.«
Er wollte sich gerade einen Fischhappen in den Mund schieben, als ein Schiff der Menschen an ihm vorbei segelte und plötzlich der Dreizack des Neptun bedrohlich aus den Fluten auftauchte.
In größter Panik versuchten die Seeleute auszuweichen, schienen aber keine Chance zu haben, dem Zorn des Meeresgottes zu entgehen. Doch dann warf Knut einen Fischhappen, der auf dem Dreizack stecken blieb. Die gefährliche Waffe verschwand im Wasser.
Knut lachte und aß, während sich ein weiteres Schiff näherte. Das Spiel begann von vorn. Der Dreizack tauchte auf und wurde vom Meermann mit Fisch gespickt.
Es kamen ein drittes, viertes und fünftes Schiff. Mittlerweile hatte der Meeresgott die Nase voll, immer wieder gestört zu werden. Er tauchte komplett aus dem Wasser auf und ließ sich von einer Welle zum Riff tragen.
»Was fällt dir eigentlich ein, Flaschenpostbote Knut, mich immer wieder in meinem Zorn zu stören? Wie soll ich denn die Menschen meine Rache spüren lassen?«
Knut zuckte nur mit den Schultern, grinste und warf Neptun einen Fischhappen zu, der diesen genüsslich mit dem Mund auffing und aß. »Lecker. Die sind verdammt lecker.« Sofort war der Zorn vergessen. Der Meeresgott setzte sich zu Knut auf das Riff. Sie aßen gemeinsam und erfreuten sich am aufgehenden Vollmond.
(c) 2022, Marco Wittler
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