Flaschenpostbote Knut macht Musik
Flaschenpostbote Knut war glücklich. Das bedeutete, es konnte nur der Sonntag auf dem Kalender stehen. Sonntags musste keine Flaschenpost ausgetragen werden. Deswegen hingen auch die Uniform und die Dienstmütze ordentlich im Büro des Flaschenpostamts an der Wand. Nur den breiten Schnurrbart trug Knut weiterhin unter seiner dicken Nase.
»Ich glaube, es ist mal wieder an der Zeit, die Band zusammen zu trommeln. Ich habe wieder Lust auf gute Musik.«
Er sammelte Seestern Enno ein und ging mit ihm zum Nachbarhaus. Dort klopfte er den gemeinsamen Kollegen, Krake Fiete, heraus. »Jungs, lasst uns Musik machen. Das letzte Mal ist schon viel zu lange her.«
Sie packten ihre Musikinstrumente ein und suchten sich ein ruhiges Plätzchen hinter den Korallenriffen. Dort konnte sie niemand stören und sie konnten niemanden stören. Die drei Flaschenpostboten setzten sich gemütlich auf einen breiten Felsen und stimmten ein Lied an. Knut sang noch mit lauter, kräftiger Stimme, dass die kleineren Fische der Umgebung sofort die Flucht ergriffen.
Plötzlich fiel ein dunkler Schatten auf die Musiker. »Ihr habt nach mir gerufen?« Ein riesiger Wal war über ihnen aufgetaucht und sah neugierig auf sie herab.
»Wie? Was? Gerufen? Wir? Nee!, sagte Knut. »Ich habe nur ein Lied gesungen.«
Der Wal lachte. »Das hat sich aber ganz verdächtig nach Walgesang angehört.« Er überlegte kurz. »Da ich jetzt eh gerade hier bin, was haltet ihr davon, wenn ich ein wenig mit euch singe?«
Von der Idee war die Band natürlich begeistert. Schon war aus ihrem Trio ein Quartett geworden.
(c) 2022, Marco Wittler
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