1373. Die Mondsonde

Die Mondsonde

Es hatte mehrere Jahre der Vorbereitung und viele Millionen Dollar an Kosten. Doch nun stand das große Projekt kurz vor seinem Start. Der Countdown der NASA raste seinem Ende entgegen.
Drei, zwei, eins, null.
Krachend wurden die Triebwerke gezündet. Auf einem riesigen Feuerball raste eine große, weiße Rakete zum Himmel hinauf, bahnte sich einen Weg durch die Wolken und machte sich auf den Weg zum Mond.
Im Kontrollzentrum saßen viele Wissenschaftler an den Steuerkonsolen und nahmen immer wieder Kurskorrekturen vor. In der Kapsel saßen nämlich keine Astronauten. Den Platz nahm eine kleine Sonde ein, die auf der Rückseite des Mondes landen und Bodenproben nehmen sollte. Darunter befand sich ein Satellit, der die Kommunikation sicherstellen sollte. Die Funkstrahlen brauchten ihn als Hilfe.
Es vergingen drei Tage. Während die kleine Sonde bereits auf der Oberfläche gelandet war, musste der Satellit noch vorbereitet werden. Er wurde in eine stabile Umlaufbahn gebracht und seine Sonnensegel ausgebreitet.
»Wie sieht es aus, Leute? Wann bekommen wir das erste Signal?« Der Commander in der Leitzentrale wurde langsam nervös. Er hatte sich den Verlauf der Mission etwas schneller vorgestellt.
»Da ist etwas! Ich lege das Signal auf den großen Schirm.«
Auf der riesigen Leinwand, vor der sie alle saßen, zeigte ein Rauschen. Kleine schwarze und weiße Bildpunkte tanzen wild umeinander, bis sie etwas Anderem Platz machten. Das Kamerabild der Sonde zeigte ein einheitliches Grau.
»Was soll das sein? Ist das Mondstaub oder vielleicht eine Kraterwand?« Nein. Das konnte nicht sein. Dafür war die Farbe viel zu einheitlich in ihrer Farbe. »Wir können nichts machen. Egal, welche Befehle wir zum Mond schicken, egal wie wir die Kamera einstellen, es ändert nichts am Bild.«
Der Commander nahm seine Mütze ab und schleuderte sie zu Boden. So lange hatten sie an dieser Mission gearbeitet und nun war sie schon zu Anfang gescheitert.
»Mist! Hätte ich mich doch um das Marsprojekt beworden. Das hat wenigstens funktioniert. Schaltet das Ding ab.«

Was genau in fast 400.000 Kilometern mit der Sonde geschehen war, konnte kein einziger Mensch sagen, aber jemand anders. Ein Mondjunge wusste Bescheid.
»Aber wenn ich es dir doch sage.« Ein kleiner, grauhäutiger Junge nahm eine Kiste aus dem Regal und stellte sie zwischen seiner Freundin und sich auf den Boden. »Das Ding ist vom Himmel gefallen. Es stürzte direkt vor meine Füße und blieb dann liegen. Ich habe es hier drin versteckt.«
Er öffnete die Kiste. Darin lag die Erdsonde. Das Mondmädchen lachte. »Das soll ein Ding von der Erde sein? Das sieht aus, als hättest du im Elektroladen alte Kabel gekauft und an einen Kasten geklebt. Ich glaube dir kein Wort.«
Sie stand auf und verschwand. Ihr Freund stellte seinen Fund enttäuscht in das Regal zurück. Er wusste genau, dass das Ding vom Himmel gefallen war und woher es stammen musste. Das ließ er sich auch von niemandem verderben.

(c) 2022, Marco Wittler

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