Teddy Knopfbär hat große Angst
Teddy Knopfbär hatte sich in der kleinen Höhle versteckt, in der sich normalerweise der Kater schlafen legte. Immer wieder sah er sich ängstlich um, während er am ganzen Körper zitterte.
»Ich will da auf keinen Fall hin. Das könnt ihr euch von der Backe putzen.« Er schnaubte, versuchte sich selbst etwas Mut zu machen. »Ich weiß ganz genau, was ihr mit mir vorhabt. Das mache ich nicht mit.«
Teddy strich sich mit der einen Pfote über den riesigen orangen Knopf, den er auf der linken Seite statt eines Auges neben der Nase besaß. Diesen hatte er als Ersatz bekommen, weil es bei seiner Herstellung nicht mehr genug Plüschtieraugen gegeben hatte.
»Ihr wollt mir doch nur ans Leder und wird dolle weh tun. Ich komme heute nicht mehr raus. Ich bleibe in meinem Versteck.«
Er hatte sich seinen Platz sehr gründlich ausgesucht, um nicht gefunden zu werden. Trotzdem tauchte irgendwann ein Gesicht auf der anderen Seite des Eingangs auf und lächelte ihn an.
»Hallo Teddy Knopfbär. Da bist du ja.«
Zwei Hände schoben sich ihm entgegen, griffen zu und holten den Teddy unter lautem Protest heraus.
»Nein, nein! Loslassen! Lass mich sofort los!«
Er wehrte sich mit Händen und Pfoten, es nutzte ihm aber nichts. Sie hatten ihn erwischt. Wenige Augenblicke später saß er bereits in einem Rucksack, den seine Mitbewohnerin Emily umschnallte und dann das Haus verließ.
»Du musst mir jetzt beistehen. Ich brauche dich heute als Unterstützung.«
Hä? Jetzt verstand Teddy Knopfbär gar nichts mehr. Warum sollte er Emily unterstützen, wenn ein Arzt an ihm herumdoktern sollte. Das machte doch überhaupt keinen Sinn. Eigentlich sollte sie ihm Mut zusprechen.
Es ging mit dem Fahrrad durch die Straße, von einer Straße in die nächste. In der Fußgängerzone umkurvten sie Passanten und kamen schließlich vor einer großen Praxis zum stehen. Emily stieg ab, machte ein Schloss an ihr Fahrrad und ging durch die Tür, auf der ein großer Zahn abgebildet war.
»Hä?« Teddy Knopfbär fuhr sich mit einer Pfote durch den Mund. Er besaß gar keine Zähne. Was sollte er denn hier? »Wollen dir mir jetzt ein Lächeln verpassen?«
Sie blieben nicht lange im Wartezimmer, sondern nahmen gleich im Behandlungsstuhl Platz. Emily setzte sich, nahm den Bären auf den Schoß. »Jetzt ganz fest die Pfoten drücken, in Ordnung?«
Teddy verstand noch immer nicht. Doch dann öffnete sich die Tür, der Zahnarzt kam mit seinem Team herein und legte eine bunte Zahnspange auf den kleinen Schwenktisch vor sich.
»Hallo, ihr Zwei. Ihr seid ja pünktlich wie die Eisenbahn.« Er legte kurz die Stirn in Falten, grinste und begann zu lachen. »Ach, nein. Ihr seid pünktlicher als die Eisenbahn. Die kommt nämlich immer zu spät.«
Teddy Knopfbär rollte mit seinem einen Auge. Ein Zahnarzt, der schlechte Witze erzählte, hatte ihm gerade noch gefehlt.
Der Zahnarzt griff zur Zahnspange und spülte sie einmal mit Wasser ab. »Jetzt bitte ganz weit den Mund öffnen.«
Teddy schloss die Augen. Eine Zahnspange, darauf hatte er auch keine Lust. Trotzdem öffnete er seinen Mund ganz weit.
»Prima. Passt so gut, als wäre sie für dich gemacht.«
»Die ist ja auch für mich gemacht.«, antwortete Emily erleichtert. »Das Einsetzen hat auch gar nicht weh getan. Das liegt bestimmt nur daran, dass mich Teddy Knopfbär begleitet hat. Er ist nämlich der tapferste Bär, den es auf der Welt gibt.«
Teddy öffnete die Augen und atmete erleichtert auf. Er hatte es überstanden und war mit heilem Fell davon gekommen.
Der Zahnarzt streichelte ihm über den Kopf und nickte. »So einen tollen Kumpel sollte jeder von uns besitzen.« Er zwinkerte. »Ich habe einen großen Plüschdinosaurier. Der begleitet mich auch zu jedem Arztbesuch, damit ich mich sicher fühlen kann.«
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