1636. Auf dem Friedhof ist der Teufel los

TRIGGER WARNUNG / CONTENT NOTE:
Bitte lies meine Geschichten einmal selbst, bevor du sie deinen Kindern vorliest. Sie sind zu Halloween etwas gruseliger, auch wenn sie lustig enden. Bitte bewerte vorher, ob dein Kind die Geschichten bereits versteht, damit umgehen kann und sich nicht zu sehr gruselt.

Auf dem Friedhof ist der Teufel los

Lisa legte die Hand an die Klinke des alten, rostigen Tors. »Das wird der Ausflug des Jahres, das verspreche ich euch.«
Noch immer waren sich ihre Freundinnen nicht sicher, ob diese Idee wirklich gut war. Um Mitternacht zur Geisterstunde sollte man Zuhause sein, im Bett liegen und sich nicht in der Nähe von Friedhöfen aufhalten.
»Jetzt sind wir extra hierher gekommen, da können wir unmöglich schon am Eingang umdrehen. Jetzt gehen wir auch rein.«
Lisa sah die anderen Mädchen bittend, beinahe flehend an. Sie hatte es sich unglaublich gruselig vorgestellt, in der Finsternis an den vielen Grabsteinen entlang zu gehen. Allein traute sie sich aber nicht.
»Marie, Emmi, kommt schon. Lasst uns mal was voll krasses machen, was sich die Jungs niemals trauen würden.«
Die beiden Mädchen sahen sich wortlos an, versuchten zu ergründen, die die andere dachte. Schließlich nickten sie. Lisa drückte die Klinke herunter und drückte das laut quietschende Tor auf. Eiskalt lief es ihnen die Rücken herunter.
»Können wir den Jungs nicht einfach sagen, dass wir hier waren? Wir könnten einfach lügen.«
Lisa schüttelte den Kopf. »Ohne Selfies vor einem Grab, wird uns das eh niemand glauben. Also los, lasst uns gehen.«
Die Drei nahmen sich gegenseitig an die Hände und gingen langsam vorwärts. Der Schein ihrer Handytaschenlampen tauchte die Kieswege in ein schauriges Licht. Immer wieder tauchten Schatten von Sträuchern und Büschen auf, die sich mit jedem Schritt verlängerten, um kurz darauf wieder kürzer zu werden.
Plötzlich ertönte ein lautes Kreischen. Die Mädchen zuckten zusammen und blieben ängstlich stehen. »Was war das?« Emmi konnte sich noch so viel Mühe geben, in der Dunkelheit war nichts zu erkennen.
Schritte näherten sich mit hoher Geschwindigkeit, die von weiterem Kreischen begleitet wurde. »Kommt es auf uns zu?«
Die schrien auf, als zwei sich streitende Katzen an ihnen vorbei liefen.
»Boah. Hab ich eine Angst gehabt.« Emmi atmete erleichtert auf. »Können die denn nicht irgendwo schlafen, wie es anständige Leute auch machen?« Sie musste kichern. Dann gehörten sie wohl auch nicht zu den Anständigen.
Nur einen Atemzug später flammten Lichter um sich herum auf. An jedem Grabstein leuchtete es geheimnisvoll. Aus allen Richtungen war lautes Stöhnen zu hören. Hände gruben sich aus dem Boden und zogen verweste Zombiekörper ins Freie.
»Ja, meine Kinder, meine Wesen der Finsternis, kommt zu mir.« Eine Stimme dirigierte die Untoten. »Seid meine Armee der Unterwelt. Gemeinsam werden wir diese Welt erobern, die Menschheit in den Untergang stürzen und die Macht an uns reißen.«
Ein Loch tat sich im Boden auf. Eine Person mit langen Hörnern kam aus der Tief herauf. Es war der leibhaftige Teufel. »Kommt zu mir, meine Kinder. Unsere Verbannung in die dunkelsten Tiefen ist vorbei. Schon bald beginnt die Herrschaft der Finsternis.«
Lisa, Marie und Emmi begannen gleichzeitig zu schreien. Sie drehten sich um und liefen in einen Mann hinein, der krachend zu Boden fiel.
»Cut!«, rief er laut. »Cut!«
Scheinwerfer flammten auf. Überall kamen Technik und Menschen zum Vorschein.
»Verdammt! Wer hat die Kinder aufs Set gelassen?«
Mühsam kam der Regisseur wieder auf die Beine. »Ihr könnt hier nicht einfach so rumlaufen. Wir drehen hier gerade einen neuen Horrorfilm. Auf dem Friedhof ist der Teufel los, Teil 31.«
Ein Film? Die Monster, der Teufel, das waren alles nur Schauspieler? Die Mädchen atmeten erleichtert auf. Der Regisseur hingehen legte die Stirn in Falten, überlegte kurz und grinste schließlich. »Ich habe da eine geniale Idee. Habt ihr Lust, im Film dabei zu sein? Ihr müsst euch nur noch einmal vor der Armee der Finsternis erschrecken, ganz laut schreien und panisch weglaufen. Bekommt ihr das hin?«
Nichts leichter als das. Vor einer Minute hatten sie das eh vorgehabt.
Kurz darauf hörte man bis weit über die Grenzen des Friedhofs lautes Kreischen, das immer wieder von begeistertem Lachen gefolgt wurde.

(c) 2024, Marco Wittler

Ersten Kommentar schreiben

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*