356. Der große Stern

Der große Stern

Im Himmel war es am Abend still geworden. Die vielen kleinen Sterne sahen dem Schnee, der lautlos zur Erde fiel, andächtig zu.
»Der Winter ist wirklich eine schöne Jahreszeit. Da wirkt alles so friedlich.«, sagte einer von ihnen.
»Manchmal habe ich sogar den Eindruck, dass die Menschen viel freundlicher zueinander sind. Sie lächeln, sie kümmern sich umeinander und genießen die Jahreszeit.«
Es wurde wieder still und die Sterne beobachteten. Ohne, dass sie es bemerkten, näherte sich von hinten ein besonders großer und hell leuchtender Stern und sah den anderen heimlich über die Zacken hinweg. Er blickte auf die Erde hinab.
»Ob man sich wohl noch an mich erinnert?«, seufzte er leise.
»Huch, wer bist denn du?«, fragten ihn seine kleinen Artgenossen.
Der Stern wurde rot im Gesicht.
»Tut mir Leid. Ich wollte euch nicht stören. Ich komme nur seit zweitausend Jahren regelmäßig zu dieser Zeit hier vorbei und manchmal habe ich das Gefühl, dass man mich vergessen hat.«
Er wirkte traurig und war schon fast dabei, wieder seines Weges zu ziehen.
»Bist du etwa der Weihnachtsstern?«, fragte der kleinste unter den kleinen Sternen.
Der große Stern blieb stehen und nickte verwundert. Er hatte nicht damit gerechnet, dass noch jemand seinen Namen kennen würde.
»Ja, das bin ich. Aber woher kennt ihr mich?«
Da mussten die kleinen Sterne grinsen und deuteten mit ihren Zacken auf die Erde. Dort unten kamen gerade die Menschen aus einem großen Haus heraus. Sie stellten sich im Kreis um ein kleines, warmes Feuer und begannen zu singen. Es war das Lied vom Weihnachtsstern.
Da wurde es dem großen Stern so warm ums Herz wie seit langer Zeit nicht mehr.
»Das ist mein schönstes Weihnachtsfest.«, sagte er leise und wischte sich ein Freudentränchen von der Wange.

(c) 2010, Marco Wittler

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