357. Das richtige Geschenk

Das richtige Geschenk

Hannah konnte es kaum noch erwarten. Nur noch einmal schlafen, dann durfte sie endlich ihr Geschenk auspacken.
»Hoffentlich bekomme ich dieses Jahr etwas Schönes. Letztes Weihnachten hat das Christkind auch schon daneben gelegen. Vielleicht sollte ich mal nachschauen gehen.«
Schon von den Jahren vorher wusste sie, dass das Christkind bereits ein paar Tage im Voraus die Geschenke ablieferte. Sie langen dann die restliche Zeit in der Abstellkammer auf dem obersten Regalbrett. Hannah schlich also auf Zehenspitzen durch den Flur und öffnete heimlich die Tür, die so kurz vor Weihnachten verboten war.
»Da sind sie.«, flüsterte sie und sah nach oben.
Sie nahm sich einen Hocker und kletterte darauf. Mit spitzen Fingern erreichte sie die Pakete und holte sie einzeln herunter.
»Welches ist denn für mich?«, fragte sie sich und las die Namensschilder.
Als sie ihr Geschenk gefunden hatte, öffnete sie ganz vorsichtig die Klebestreifen. Unter dem bunten Papier kam ein Schminkset zum Vorschein.
»Sieht ja ganz nett aus, aber da gibt es bestimmt noch was Besseres.«
Sie nahm sich das nächste Geschenk vor. Auf dem Schild stand in großen Buchstaben das Wort ›MAMA‹.
Hannah öffnete es trotzdem und sah hinein.
»Ein Brettspiel. Das ist ja cool. Warum bekommt Mama eigentlich immer die Schönsten Geschenke?«
Während sie die Geschenke behutsam wieder verpackte, dachte sie nach.
»Mama wird eh noch nicht wissen, was sie vom Christkind bekommt. Ich werde einfach die Schilder vertauschen. Dann gehört das Spiel mir.«
Ein paar Minuten später verschwand Hannah grinsend in ihrem Kinderzimmer.

Weihnachten. Endlich war es so weit. Der Baum stand geschmückt im Wohnzimmer und das Fest hatte begonnen. Die ganze Familie saß gemeinsam am Esstisch und aß die letzten Reste der Nachspeise.
»Dürfen wir jetzt die Geschenke aufmachen?«, fragte Hannah ungeduldig.
Endlich nickte Mama. Also standen sie alle auf und versammelten sich vor dem Weihnachtsbaum. Hannah stürzte sich sofort auf das Geschenk, welches ihr Namensschild trug und riss die Verpackung auf.
»Ein Brettspiel.«, rief das Mädchen begeisterst.
»Das habe ich mir schon immer gewünscht. Ich werd es gleich mal ausprobieren.«
Schnell packte sie ihre Beute unter den Arm und lief damit in ihr Zimmer.
Mama grinste, denn ihr Plan hatte funktioniert. Zufrieden öffnete sie ihr eigenes Geschenk und holte ihr neues Schminkset hervor.
»Wenn ich bloß wüsste, warum sie immer meine Geschenke zu Weihnachten haben will.«
Papa stimmte ihr zu.
»Da war es doch eine prima Idee, an Hannahs Brettspiel deinen Namen zu hängen.«

(c) 2010, Marco Wittler

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