Der Mann mit dem Sack
Es war wieder einer dieser Momente, die Klaus nicht leiden konnte. Aber es führte einfach kein Weg daran vorbei. Er musste nach draußen. Dabei wusste er schon ganz genau, dass sie bereits irgendwo auf ihn warteten. Sie würden sich auf ihn stürzen, ihn mit den immer gleichen Fragen quälen. Nur zu gern hätte er sich im Bett unter seiner dicken Decke versteckt. Doch dann stand bereits seine Frau wieder hinter ihm.
„Klaus, kannst du nicht endlich mal den Müll nach draußen bringen?“
Klaus seufzte laut. Er konnte sich also nicht dagegen wehren. Er zog sich also die dicken Stiefel, seinen Wintermantel an und schulterte den Müllsack. Dann verließ er ganz leise die Wohnung. Er versuchte, sich die Treppenstufen hinunter zu schleichen, doch da hatten sie ihn bereits erwischt.
Aus einer anderen Wohnung stürmten mehrere Kinder hervor und bildeten einen Kreis um ihn. Sie lachten, sie freuten sich und begannen sofort zu singen.
„Nikolaus, komm‘ in unser Haus.“, erklang aus allen Mündern.
Klaus seufzte laut.
„Kinder, wie oft soll ich euch das denn noch erklären? Ich bin nicht der Nikolaus. Und das hier ist kein Geschenkesack, sondern nur ein Müllbeutel.“
Jedes Mal das gleiche Theater. Warum verstanden es die Kinder bloß nicht?
In diesem Moment kam auch Klaus Frau ins Treppenhaus.
„Vielleicht solltest du doch mal darüber nachdenken, deinen langen Bart zu rasieren. Du könntest auch mal einen anderen Mantel anziehen. Mit dem Roten siehst du halt wie der Nikolaus aus.“
Dann verteilte sie an die Kinder ein paar Süßigkeiten.
„Bis Morgen, Frau Nikolaus.“, jubelten die Kinder und verschwanden wieder hinter der Wohnungstür.
(c) 2012, Marco Wittler
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