420. Der Weihnachtsregenbogen

Der Weihnachtsregenbogen

„Oh je, Oh je.“, seufzte der Weihnachtsmann, als er gerade einen Wunschzettel gelesen hatte.
„Manchmal frage ich mich, warum sich die Kinder heutzutage keine normalen Sachen mehr wünschen können.“
Er nahm eine Liste in die Hand, die schon ziemlich lang geworden war, drehte sich zu seinen Weihnachtselfen um und las ihnen vor, womit er in diesem Jahr Probleme hatte.
„Hört euch das mal an. Es ist einfach nicht zu fassen. Marie aus München wünscht sich ein Pferd, dass sie dann auf dem Balkon unterbringen will. Sie weiß allerdings nicht, ob ihre Mama damit einverstanden ist.
Jonas aus Dortmund wünscht sich einen Urlaub auf dem Mond. Aber wie soll ich in der kurzen Zeit ein Hotel dort oben bauen? Eine Rakete habe ich auch nicht. Ich bin doch kein Reiseunternehmen.
Und das hier ist der absolute Oberhammer: Nils aus Gelsenkirchen wünscht sich, dass Schalke deutscher Meister wird. Wie soll ich das denn schaffen? Das ist ein Ding der Unmöglichkeit, so wie die spielen. Ich bin kein Fußballtrainer.“
Er legte die Liste zur Seite und ließ sich in seinen Sessel plumpsen.
„Ich glaube, ich werde langsam zu alt für diesen Job.“
Der Weihnachtsmann nahm sich den nächsten Wunschzettel vor und las ihn mit dicken Sorgenfalten auf der Stirn.
„Ich wusste es. Es geht noch weiter. Sofie aus Hamburg wünscht sich einen Regenbogen zu Weihnachten. Wie soll denn das gehen? Ich kann doch nicht den Himmel mit Farbe anpinseln.“
Er legte seinen Kopf in seine großen Hände und schüttelte ihn verzweifelt hin und her.
„Was machen wir denn jetzt? Hat von euch jemand eine Idee?“
Wieder drehte er sich zu seinen Elfen um, sah aber nur zuckende Achseln und ideenlose Gesichter. Doch dann meldete sich das Rentier Rudolph zu Wort.
„Ach, komm schon Boss. Lass mal deine Fantasie spielen. Regenbögen gehen ganz einfach. Dazu brauchen wir nur eine Wassersprühflasche.“
Wassersprühflasche? Was konnte dieses Rentier nur damit meinen?
„Komm einfach mit, Boss.“
Der Weihnachtsmann wollte nicht so recht glauben, dass man einen Regenbogen selbst machen konnte, aber trotzdem schnappte er sich eine Sprühflasche und stieg auf den Rücken des Rentiers. Nur ein paar Sekunden später flogen sie hinauf in den Himmel, um einen Regenbogentest über dem Nordpol zu machen.
„Los, Boss. Jetzt musst du vor der Sonne das Wasser versprühen. Wenn ihr Licht dann durch die Wassertropfen scheint, entsteht ein Regenbogen.“
Und so war es dann auch. Rudolph hatte Recht behalten. Es entstand ein wunderschöner Regenbogen.
„Wirklich genial.“, lobte der Weihnachtsmann.
„Dann kann ich wenigstens einen schwierigen Wunsch erfüllen. Aber die Meisterschaft für Schalke werde ich trotzdem nicht probieren.“

(c) 2012, Marco Wittler

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