426. Angriff

Angriff

Ein Soldat drückte den roten Alarmknopf und griff anschließend zum Telefon, um den Präsidenten zu informieren.
„Sir, der Ernstfall ist eingetreten. Unser Land wird angegriffen.“
Der Präsident wusste, dass so etwas jederzeit geschehen konnte, aber hatte ständig gehofft, dass er es nie erleben würde.
„Was ist passiert?“
Der Soldat drehte sich zu seinem Monitor um und besah sich die erschreckenden Bilder.
„Wir wissen noch nicht genau, worum es sich handelt. Unsere Experten arbeiten noch daran. Das Objekt ist vor drei Minuten in unseren Luftraum eingedrungen. Es ist zu groß für eine Rakete und fliegt zu tief für ein normales Flugzeit. Es ist niemals höher als einhundert Meter.“
Der Präsident überlegte. Handelte es sich um eine Waffe? War da ein feindliches Spionageflugzeug unterwegs? Zu viele Fragen. Zu wenig Antworten.
„Machen sie die Jagdflugzeuge klar. In spätestens fünf Minuten sollen sie in der Luft sein und nach dem Rechten sehen. Wenn es sich tatsächlich um einen feindlichen Angriff handelt, müssen wir uns mit allen Mitteln wehren.“
Der Präsident legte den Telefonhörer auf. Er sah aus dem Fenster hinaus und sorgte sich sehr um das Land und die Menschen, die er beschützen musste.
„Oder könnte es sein, dass Außerirdische mit einem Raumschiff zu uns gekommen sind?“
Er fröstelte. Außerirdische konnte er nicht einschätzen. Waren sie in friedlicher Mission unterwegs oder wollten sie den Menschen etwas Schlimmes antun? Wieder keine Antworten. Jetzt konnte der Präsident nur noch abwarten.
Zur gleichen Zeit stiegen die Jagdflugzeuge auf. Ihr Radarschirm wies ihnen die Richtung. Das unbekannte Flugobjekt war nicht mehr weit entfernt.
„Flieger Eins an Flieger Zwei.“, funkte einer der Piloten.
„Könnt ihr schon etwas sehen?“
„Hier Flieger Zwei. Sind gleich dran. Nur noch ein paar hundert Meter. Sollen wir zur Vorsicht unsere Waffen zum Abschuss klar machen?“
Die Piloten waren sich einig, ihre Abschussraketen scharf zu machen. Sollte es sich tatsächlich um einen feindlichen Angriff handeln, musste man schnell handeln können. Sie wurden ruhig und warteten darauf, etwas in der Dunkelheit der Nacht zu entdecken.
„Moment, ich sehe etwas.“, unterbrach Pilot Zwei die Stille.
„Da vorne ist etwas. Es scheint rot zu sein. Aber mehr kann ich noch nicht erkennen. Ich muss näher ran.“
Er gab noch einmal richtig Gas, um das unbekannte Flugobjekt einzuholen.
„Du meine Güte, das Ding hat ein ganz schönes Tempo drauf. Ich kann kaum dran bleiben.“
Doch dann kam er bis auf ein paar Meter heran. Als er sah, worum es sich handelte, wären ihm beinahe die Augen aus dem Kopf gefallen.
„Flieger Eins, kommt schnell her. Das müsst ihr euch ansehen. Ich brauche unbedingt eure Bestätigung, dass ich nicht träume.“
Flieger Eins, der sich bisher zum Schutz des anderen Flugzeugs weiter hinten aufgehalten hatte, kam nun auch heran. Was sollte denn da so sonderbar sein?
„Das … das kann doch gar nicht sein. Ich … dachte den gibt es gar nicht.“
Die zwei Flieger und ihre Copiloten sahen es alle. Zwischen ihnen flog ein großer, roter Schlitten, der von neun Rentieren durch die Luft gezogen wurde. Der Weihnachtsmann, der darin saß, winkte seinen Begleitern zu und lachte ihnen ein lautes ‚Ho, ho, ho‘ entgegen.
„Das wird uns niemals jemand glauben.“, sagte Flieger Eins enttäuscht. Wenn ich doch bloß meine Fotokamera dabei hätte.“
Flieger Zwei war der gleichen Meinung.
„Lass uns einfach sagen, es wäre ein Wetterballon gewesen.“
Dann flogen sie zurück zum Flugplatz und hofften insgeheim darauf, dass sie dieses Jahr artig genug waren, um vom Weihnachtsmann ein Geschenk zu bekommen.

(c) 2012, Marco Wittler

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