487. Winterspaß im Tierheim (Tierheimgeschichten 9)

Winterspaß im Tierheim

Die kalte Jahreszeit war angebrochen. Jeden Tag wurde es früher dunkel und das Wetter immer schlechter. Dicke Regentropfen prasselten auf das Dach des Katzenhauses nieder. Das Geräusch, welches sie dabei erzeugten, klang wie nicht enden wollendes, viel zu lautes Trommelkonzert.
„Kann das nicht endlich aufhören?“ beschwerten sich die Katzenkinder, die bisher nur den Frühling und den Sommer kennengelernt hatten.
„Warum ist das Wetter bloß so gemein? Hat jemand die Sonne geklaut? Und woher kommen die vielen Wolken?“
Sie konnten sich nicht vorstellen, dass sich das Wetter so stark verändern konnte.
„Solang es draußen so schlimm ist, werde ich unser warmes Haus nicht mehr verlassen.“ schimpfte der kleine Kater Paul. „Und wenn das bis zum nächsten Frühling dauern sollte.“
Aber wollte sich kein besseres Wetter zeigen. Es war sogar das Gegenteil der Fall. Mit jedem Tag wurde es kälter. Die Katzenkinder froren beim Blick auf das Thermometer, obwohl die Heizung ganz aufgedreht war und kräftig heizte. Die kleinen Katzen verkrochen sich immer zu zweit ganz tief in ihre Kuschelhöhlen, um sich gegenseitig zu wärmen.
„Wir kommen erst wieder raus, wenn sich die Sonne zeigt.“ erklärte  Paul. „Ich mache jeden Tag einen großen Bogen um die Badewanne. Da werde ich bestimmt nicht im Regen duschen.“
Irgendwann hörte das stetige Trommeln der Regentropfen auf und es wurde still. Es wurde so still, dass man von draußen kein einziges Geräusch mehr hören konnte.
„Was ist denn jetzt passiert?“ Paul kam neugierig aus seiner Höhle gekrochen und versuchte, einen Blick aus dem Fenster zu werfen. „Ist der Sommer endlich wieder zurück?“
Er sprang auf die Fensterbank, schaute nach draußen und bekam riesig große Augen.
„Was ist den das?“ war er verwundert. „Es regnet nicht mehr. Dafür fällt ganz viel weißes Zeug vom Himmel und bleibt überall liegen.“
Nun drängten sich auch die anderen Katzenkinder an das Fenster und staunten. „Das sieht unglaublich schön aus. So friedlich und freundlich.“
„Das ist bestimmt eine Falle.“ warnte Paul. „Das Wetter legt uns bestimmt rein. Ich wette, dass es sofort wieder regnet, wenn wir nach draußen gehen. Dann werden wir nass und sehen aus wie begossene Pudel.“
„Das musst du uns erstmal beweisen.“ verlangten die anderen Katzen und öffneten ihm die Tür.
Paul zögerte und wurde ganz unsicher. „Das muss man nicht beweisen. Jeder, der das Wetter kennt, kann sich das doch denken.“
Trotzdem hielten sie die Tür weiterhin offen und sahen Paul auffordernd an, der einmal laut seufzte und dann mit hängendem Kopf nach draußen schlich.
„Brrr, ist das kalt an den Füßen.“ rief er zitternder Stimme. „Aber … ich finde es toll.“
Toll? Das wollten die anderen Katzenkinder nicht glauben. Draußen war es dunkel, nass und kalt. Unter dem Wort Toll stellten sie etwas ganz anderes vor.
In diesem Moment flog ein kleiner weißer Ball in das Katzenhaus, der klatschend auf einem Katzenpo landete.
„Hey, was soll das? Das gibt Rache.“
Alle Katzenkinder stürmten in das kalte Weiß hinaus und begannen unter lautem Lachen eine große Schneeballschlacht.
Die älteren Katzen sahen sich das wilde Treiben grinsend an und erinnerten sich daran, dass ihre ersten mit dem Winter und dem Schnee auch so geschehen waren.

(c) 2014, Marco Wittler

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