504. Zwergenstreik

Zwergenstreik

»So kann das nicht mehr weiter gehen.« beschwerte sich der Oberzwerg, als er vor seiner Königin Schneewittchen stand.
»Tag für Tag stehen wir in den Gärten und Vorgärten der Menschen und halten Wache, damit ihnen nichts passiert. Das machen wir bei Wind und Wetter. Egal, ob die Sonne scheint, es regnet oder schneit, bei Hitze oder klirrender Kälte. Wir stehen rund um die Uhr auf unseren Posten und versehen unsere Arbeit. Wir bekommen nie Urlaub, und verdienen viel zu wenig. Damit muss jetzt Schluss sein. Wir werden ab sofort streiken und die Gärten und Vorgärten verlassen, bis sich an unserer Situation ändert.«
Und so geschah es dann auch. In der Nacht versteckten sich die Gartenzwerge in den Waschküchen der Menschenhäuser und warteten darauf, dass Schneewittchen eine Lösung für ihr Problem fand.
Doch dann geschah etwa, womit niemand gerechnet hatte. Die Frauen der Menschenhäuser betraten morgens ihre Waschküchen und entdeckten dort ihre Gartenzwerge. Sie waren aller zuerst verwirrt. Doch dann dachten sie sich, dass es einen Grund haben müsste, dass die Zwerge hier standen. Also schnappten sie sich einen nach dem anderen und schrubbten sie kräftig ab, bis sie wieder glänzten.

Am nächsten Tag standen die Zwerge wieder in den Gärten und versahen ihren Wachdienst, als wäre nichts geschehen.
»Wir verzichten lieber auf mehr Lohn und Urlaub, wenn wir dafür nie wieder baden müssen.« hatten sie gemeinsam beschlossen.

(c) 2015, Marco Wittler

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