540. Mäuse auf dem Mond

Mäuse auf dem Mond

Ein kleines Raumschiff flog durch die Unendlichkeit des Alls. Nur wenn man wirklich richtig hinsah, hätte man es entdecken können. Für alle anderen war es praktisch unsichtbar, denn es war sehr, sehr klein. In ihm flogen Mäuse durch den Weltraum. Und so konnte es sich völlig unbemerkt der Erde nähern.
»Wir sind bald zu Hause, Captain.«, erklärte der Steuermann. »In zwei Stunden landen wir wieder auf der Erde.«
Der Captain nickte und seufzte laut.
»So lange dauert’s noch?«
Eigentlich wusste er ganz genau, wie lange es bis zur Landung dauern würde. Aber das half ihm auch nicht weiter, denn sein Magen knurrte schon so laut, dass man ihn im ganzen Raumschiff hören konnte.
»Gibt es unterwegs noch einen Schnellimbiss?«, fragte der Captain seine Leute.
»Hier im Weltraum? Hier gibt es nichts. Absolut nichts.«, antwortete der Steuermann.
Auch das wusste der Captain leider nur zu gut.
»Ich habe aber trotzdem Hunger. Ich werde garantiert verhungert sein, bis wir zu Hause sind. Schaut mich doch mal an. Ich bin nur noch Haut und Knochen.«
Er zog an seinem Fell, um zu zeigen, wie ernst es ihm war. Sein dicker Bauch half dabei allerdings nicht mit.
»Ist denn wirklich nichts mehr in unserer Küche?«
Der Mäusekoch schüttelte den Kopf. »Wir haben auf unserer langen Reise alles aufgebraucht. Das ist doch auch der Grund, warum wir jetzt nach Hause fliegen. Ich kann dir nur noch eine Banane anbieten. Aber gegen die bist du leider allergisch.«
Der Captain nickte und seufzte noch einmal so laut er nur konnte. Dann fiel sein Blick auf den großen Bildschirm vor sich, auf dem die Erde langsam größer wurde.
»Moment mal.«
Der Captain sprang aus seinem Sessel auf.
»Ich hab da eine Idee.«
Schnell lief er auf den Bildschirm zu und zeigte mit dem Finger darauf.
»Was ist das hier?«
»Das ist der Mond.« erklärte der Steuermann. »Ist aber gerade nur als Sichel zu sehen.
»Das ist die Idee. Wir landen auf dem Mond.«
Der Captain streichelte sich über seinen Bauch und schleckte sich über seine Lippen. Er hatte schon immer wissen wollen, ob der Mond aus Käse bestand, wie immer behauptet wurde.

Ein paar Minuten später landete das Raumschiff der Mäuse auf dem Mond.
»Hier sind wir richtig.«, war der Captain begeistert.
»Los! Schlagt euch die Bäuche voll und futtert den Mond auf. Es ist genug für alle da.«
Die Mäuse verließen ihr Raumschiff und mampften los. Der Mond schmeckte so herrlich nach Gouda, Gorgonzola, Edamer und Emmentaler. An jeder Ecke gab es einen anderen Geschmack.
Die hungrigen Mäuse futterten, bis der Mond komplett aufgegessen war. Dann betraten sie wieder ihr Raumschiff und machten sich auf den Weg zur Erde.
»Was machen wir denn jetzt mit dem Mond?« fragte der Steuermann.
»Wir haben ihn aufgegessen. Die Menschen werden sich bestimmt wundern, wenn sie ihn in der Nacht nicht sehen können.«
»Keine Sorge.«
Der Captain grinste und warf die Banane aus dem Fenster.
»Die Banane hat die gleiche Form wie der Mond. Das wird bestimmt funktionieren.«

Es funktionierte tatsächlich. Die Menschen sahen, wie in jeder Nacht, hinauf zum Himmel und erfreuten sich am Mond. Dieses Mal wunderten sie sich aber und fragten sich, warum er nicht mehr weiß, sondern gelb leuchtete.

(c) 2015, Marco Wittler

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4 Kommentare

  1. Hey Marco,
    du kannst echt fantastisch schreiben. Bei den Beschreibungen vom Geschmack des Mondes, ist mir das Wasser im Munde zusammengelaufen und bei dem Ende mit der gelb leuchtenden Banane musste ich lachen.

    Mach weiter so! 🙂

    Liebe Grüße
    Jannis

  2. Hallo Marco, tolle Arbeit!
    Mein Sohn (3 Jahre) LIEBT Mäuse auf dem Mond, auch ich habe nach 1000x lesen noch immer Spaß dran, auch wenn ich sie beinahe auswendig nachsprechen kann.

    Ein doppeltes “Weiter-so“ von
    Alex und Ben.

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