664. Der Weihnachtsstern

Der Weihnachtsstern

Emma saß an Heiligabend vor dem Fenster und suchte den dunklen Himmel über der Stadt ab.
»Irgendwo muss er doch sein. Ich kann ihn aber nicht finden.«
Dann lief sie ins nächste Zimmer und begann von vorn. Aber weder im Kinder-, noch im Wohnzimmer, dem Flur oder der Küche hatte sie Erfolg.
»Mama?«, fragte sie irgendwann. »Ich dachte immer, dass an Weihnachten der Weihnachtsstern am Himmel steht.«
Mama sah ihre Tochter fragend an.
»Na, du weißt schon.«, erklärte Emma. »Das steht doch sogar in der Bibel. Dieser Stern, der den drei Weisen aus dem Morgenland den Weg zum Stall gezeigt hat.«
Emma sah zum Wohnzimmerfenster hinaus. »Ich kann ihn aber nirgendwo entdecken.«
Sie sah noch einmal genauer nach.
»Hm. Weißt du was? Irgendwie kann ich gar keine Sterne sehen. Wo sind die denn alle? Gerade zu Weihnachten finde ich das richtig traurig.«
»Vielleicht sind die Wolken zu dicht. Dann kommt das Licht nicht zu uns durch.«
Sie blickte ebenfalls nach draußen. Der Himmel war allerdings klar.
»Hm.«, machte Mama. »Es ist zu hell da draußen. Die Straßenlaternen, die Weihnachtsbeleuchtungen, die vielen Fenster in den Häusern. Die machen alle so viel Licht, dass sie die Sterne überstrahlen. So werden wir weder die normalen, noch den Weihnachtsstern zu sehen bekommen.«
Mama dachte kurz nach. Dann begann sie zu grinsen.
»Weißt du was?«, sagte sie verschwörerisch. »Wir ziehen uns jetzt unsere Jacken an und unternehmen was.«
Emma war nun extrem gespannt. Schnell zog sie sich dann. Dann gingen sie nach unten, stiegen ins Auto und fuhren einfach los.
»Wo geht’s denn hin?«, fragte Emma neugierig.
»Raus aus der Stadt,irgendwohin aufs Land.«
Die Beiden fuhren eine ganze Weile über eine lange Straße. Die Häuser wurden immer seltener und machten dafür weiten Feldern Platz. Die Stadt blieb immer weiter hinter ihnen zurück. Irgendwann war sie nicht mehr zu sehen.
Mama lenkte den Wagen auf einen einsamen Parkplatz, hielt an und drehte das Licht aus.
»Wir sind da.«
Sie legten sich dicke Schals um den Hals und setzten Mützen auf. Dann stiegen sie aus. Das Licht im Innern des Autos erlosch. Und plötzlich waren sie da. Überall. Sterne. Es waren Unmengen. Man konnte nicht einmal schätzen, wie viele es waren.
»Wow, ist das irre.«, staunte Emma. »Das sieht so fantastisch aus. Ich hätte nicht gedacht, dass der Himmel so toll aussehen kann.«
Sie drückte Mama an sich.
Genau in diesem Moment zog für ein paar Sekunden eine hell leuchtende Sternschnuppe quer über den ganzen Himmel und warf die Erde unter sich in ein märchenhaft schönes Licht.
»Mama! Mama!«, rief Emma aufgeregt. »Da war er. Ich hab den Weihnachtsstern gesehen. Er hat extra nur darauf gewartet, dass wir uns Zeit für ihn nehmen.«
Glücklich und zufrieden stiegen die Beiden wieder ins Auto und fuhren langsam zurück nach Hause.
»Das ist das beste Weihnachten meines ganzen Lebens.«, murmelte Emma, während sie in ihrem Kindersitz langsam einschlief.

(c) 2018, Marco Wittler

WERBUNG: Diese Weihnachtsgeschichte ist Teil des Blog-Adventskränzchen 2018. Weitere Beiträge zum Thema „Winter auf dem Land“ findest du hier:

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3 Kommentare

  1. Hallo Marco,

    wieder einmal eine echt schöne Geschichte 🙂 Bin immer noch begeistert von deinem Blog-Konzept und wie du das so gut einhalten kannst. Jeden Tag eine Geschichte ist gar nicht ohne, vor allem muss man super kreativ sein. Daher großes Lob an dieser Stelle 🙂

    Viele Grüße, Kerstin von Altmühltaltipps

    • Das Konzept steht jetzt echon seit 12,5 Jahren und ich hab nie was dran geändert. Ist gar nicht so einfach, sich da so treu zu bleiben, während sich die Welt der Blogger komplett verändert hat.

    • Ich schreibe grundsätzlich nur, wenn ich Ideen und Lust hab. Ich setz mich da nicht unter Druck. Manchmal vergehen auch ein paar Wochen oder Monate.
      Jetzt zu Weihnachten ist das schon ein ganz anderes Kaliber. Da ist dann doch Druck da, um so einen Adventskalender komplett zu füllen. Deswegen habe ich auch schon Anfang September mit dem Schreiben begonnen, bei fast 40° Grad im Schatten mit drei Monaten Arbeit.

      Lieben Gruß, der Marco

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