666. Nik und Nele machen Schnee im Weltall (Nik und Nele 14)

Nik und Nele machen Schnee im Weltall

In der Nacht vor Weihnachten lagen die Zwillinge Nik und Nele in ihrem Etagenbett und konnten nicht schlafen. Wie in jedem Jahr waren sie einfach zu aufgeregt. Dabei ging es ihnen aber nicht nur um Geschenke, sondern auch um den vielen Besuch, der in den nächsten drei Tagen zu ihnen kommen würde.
Oma und Opa würden schon am nächsten Morgen da sein. Am ersten Weihnachtsfeiertag dann mehrere Onkel, Tanten, Cousins und Cousinen. Es sollten also aufregende Tage werden.
Während sie so unter ihren Decken lagen und nachdenklich aus dem Fenster sahen, begann es zu schneien. Erst waren es vereinzelte, ganz feine Schneeflocken. Doch schnell wurden sie dicker und fetter. Schon nach ein paar Minuten konnte man nur noch wenige Meter weit in den dunklen Garten schauen. Alles andere verschwand hinter einem dichten Flockenvorhang.
»Schnee.«, schwärmte Nele. »Das wird dieses Jahr ein rundum perfektes Weihnachtsfest.«
»Das letzte weiße Weihnachten ist auch schon ziemlich lange her. Das sagte mir jedenfalls Papa.«, erzählte Nik. »Ich selbst kann mich da überhaupt nicht dran erinnern, das jemals erlebt zu haben. Ich hoffe, dass dieses Mal jeder hier im Land so viel Glück hat.«
»Hm.«, dachte Nele nach. »Einer hat dieses Jahr auf jeden Fall kein Glück. Der muss Weihnachten ohne Schnee feiern.«
Nik sah fragend nach unten, bis ihm einfiel, dass seine Schwester ihn gar nicht sehen konnte.
»Wen meinst du denn?«
»Den deutschen Astronauten auf der Internationalen Raumstation ISS. Der fliegt mit seinen beiden Kollegen seine Runden um die Erde und hat keine einzige Schneewolke über sich. Ist das nicht traurig?«
Ja, da musste ihr Nik zustimmen. »Muss schon ziemlich blöd sein, wenn man weiß, dass es an Weihnachten zu Hause schneit und man nichts davon hat.«
Nele grinste plötzlich.
»Wir sollten noch etwas unternehmen.« sagte sie in die Dunkelheit hinein. »Ich bin noch gar nicht müde. Schlafen kann ich vor Weihnachten eh nicht. Was hältst du von einem Ausflug?«
Sie starrte nach oben, in der Hoffnung, dass ihr Bruder zustimmen würde. Der ließ sich nicht lange bitten, kletterte vom oberen Etagenbett nach unten und setzte sich neben Nele.
»Du hast dir doch bestimmt schon ein Ziel ausgesucht, oder?«
Nele knipste ihre Taschenlampe an und nickte grinsend.
»Du wolltest doch bestimmt schon mal schauen, wie es in der Raumstation aussieht, oder?«
Nele stand auf und lief zum Kleiderschrank. Sie holte ein großes Bettlaken daraus hervor und knotete es an die Bettpfosten. Dann legte sie ihr Kopfkissen zur Seite und drückte auf den großen, roten Knopf, der darunter zum Vorschein kam. An den Seiten des unteren Betts schoben sich dicke Glasscheiben nach oben. Die Türen des Balkons öffneten sich und das Bett schwebte langsam darauf zu.
»Nächster Halt: Internationale Raumstation.« Nele grinste und machte es sich gemütlich, während die beiden Kinder mit ihrem sehr ungewöhnlichen Raumschiff in Richtung Himmel flogen.
Das Etagenbett sauste zwischen Erde und Wolken hin und her. Das aufgespannte Bettlaken füllte sich dabei mehr und mehr mit Schnee.
»Das sollte reichen.«, war Nele irgendwann zufrieden. Jetzt starten wir durch.«
Das Bett stieg nur senkrecht hoch und ließ den Erdboden schnell hinter sich.
»Ich weiß gar nicht, warum die Weltraumagenturen immer noch mit Raketen ins All fliegen.«, witzelte Nik. Bis zur Raumstation brauchen die glatt drei Tage. Dafür hätte ich keine Geduld.«
Er sah auf seine Armbanduhr und stoppte die Zeit. Nach gerade mal drei Minuten hatten sie die Erdatmosphäre verlassen und den Weltraum erreicht. Drei weitere Minuten später kam die Raumstation in Sichtweite.
Langsam näherten sich die Kinder ihrem Ziel. Sie umrundeten die ISS und suchten nach einem Eingang.
»Hä?«, wunderte sich Nik, als er etwas wirklich Ungewöhnliches entdeckte.
Neben einem Eingangsschott hatte jemand einen großen Aufkleber angebracht. ‚Lieferanten bitte klingeln‘ stand darauf.
»Die sind ja witzig. Wer sollte denn hier oben etwas anliefern? Etwa der Pizzabote oder ein Zeitungsjunge?«
»Nee.«, antwortete Nele. »Aber wir!«
Sie machten das Etagenbett am Schott fest und drückten auf die Klingel. Dann dauerte es eine ganze Weile, bis sich tatsächlich etwas tat. Das sehr überraschte Gesicht einer Frau tauchte an einem Fenster auf und sah nach draußen. An ihrem Blick erkannte man sofort, dass sie ihren Augen nicht traute. Nur Sekunden später verschwand sie wieder.
Dieses Mal dauerte es nicht ganz so lang, bis sie wieder da war und ein zweites Gesicht – dieses Mal ein Mann – sich zu ihr gesellte. Er war nicht weniger überrascht.
»Das ist er!«, rief Nele begeistert. »Das ist unser deutscher Astronaut.«
Die Zwillinge winkten ihm grinsend zu und bedeuteten ihm, dass er das Schott öffnen sollte. Der Astronaut zögerte natürlich. Er war sich wohl nicht sicher, ob er das Bett mit den Kindern tatsächlich sah. Waren sie echt, konnte er das Schott öffnen. Gab es sie nicht, würde die gesamte Luft aus der Raumstation entweichen und sie alle sterben.
Schließlich traf er eine Entscheidung. Er schwebte zum Schott und öffnete es. Nik und Nele ließen sich in der Schwerelosigkeit vom Bett ins Innere der ISS treiben.
»Hallo Leute!«, sagte sie, als wäre es völlig natürlich, dass zwei Kinder allein ins All fliegen. »Wir wünschen euch frohe Weihnachten.«
Der deutsche Astronaut sah sie verwundert an. »Äh, wer seid ihr? Und wie kommt ihr hierher?«
»Wir sind Nik und Nele.«, erklärte Nele. »Wir sind mit unserem Etagenbett her geflogen.«
»Mit eurem Etagenbett?«, wollte es der Astronaut nicht glauben. »Wie soll denn das funktionieren?«
Nele zuckte nur mit den Schultern. »Keine Ahnung. Unser Opa hat es uns gebaut. Wir fliegen es nur.«
Mittlerweile hatte sich auch das letzte Besatzungsmitglied der Raumstation eingefunden und staunte Bauklötze.
»Und was wollt ihr hier bei uns?«
Nik zeigte nach draußen zum Bett. »Wir dachten, ihr würdet auch gern weiße Weihnachten feiern und haben euch ein ganzes Bettlaken voll Schnee mitgebracht.«
Er ging noch einmal zum Schott zurück und wollte das Bettlaken herein holen, als ihm auffiel, dass der gesamte Schnee zu einem riesigen Klumpen Eis gefroren war.
»Och nee, was ist denn jetzt passiert?«, ärgerte er sich.
Der deutsche Astronaut grinste. »Der Weltraum ist extrem kalt. Das hat der Schnee nicht ausgehalten.«
Nik und Nele seufzten beide. Sie hatten sich umsonst Mühe gemacht und mussten nun die Besatzung der ISS enttäuschen.
»Macht nichts.«, sagte der Astronaut. »Wir haben für den Schnee einen wirklich tollen Ersatz.«
Er führte die Kinder zu einem besonders großen Fenster und ließ sie nach draußen schauen.
Unter ihnen drehte sich die verschneite Erde, die einfach nur traumhaft aussah.
»Wir können zwar keine Schneeballschlacht machen, aber dafür glitzert und funkelt es die ganze Zeit unter uns.«
Nele war begeistert. »Das ist wunderschön.«
Eine Weile blieben die Kinder noch auf der Raumstation und feierten mit den Astronauten ein vorgezogenes Weihnachten, bis es Zeit wurde, nach Hause zu fliegen.

(c) 2018, Marco Wittler

WERBUNG: Diese Weihnachtsgeschichte ist Teil des Blog-Adventskränzchen 2018. Weitere Beiträge zum Thema „Glitzern und Funkeln“ findest du hier:

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