Ein großer Weihnachtswunsch
Mila hatte sich in diesem Jahr sehr lange und gründlich Gedanken gemacht. Mehrere Tage hatte sie über ihren Weihnachtswunschzettel nachgedacht, bis endlich ganz genau wusste, was sie sich wünschen wollte.
Für Mila war das etwas ganz Besonderes, denn bisher hatte sie jeden Tag neue Wünsche gehabt und dann auch neue Wunschzettel geschrieben. Mehrere Wochen lang.
Dieses Mal hatte Mama schon im Voraus gesagt, dass der erste Wunschzettel zählen würde und sie danach keinen anderen mehr annehmen würde.
Und nun war er fertig. Der perfekte Weihnachtswunsch.
Mila schrieb ihn in ihrer besten Schönschrift auf ein Blatt Papier, malte ein paar Weihnachtsbildchen dazu und steckte den Brief in einen Umschlag. Dann lief sie ins Wohnzimmer und gab ihn Mama.
Mama sah ihre Tochter skeptisch an. Sie schien noch nicht zu glauben, dass sie jetzt den letzten Wunschzettel des Jahres in Händen hielt.
»Na dann schauen wir mal, was du dir vom Weihnachtsmann gewünscht hast.«
Sie faltete das Blatt auf und las es sich durch. Dann bekam sie große Augen.
»Ein Eis?«, fragte sie ungläubig.
»Jawoll!«, antwortete Mila mit breitem Grinsen.
»Du wünscht dir ein riesiges Eis in einer großen Waffel?«
»Ja., natürlich. Warum fragst du mich das denn immer wieder? Steht doch alles da.«
Mila tippte mit dem Zeigefinger auf ihren Wunschzettel, um Mama noch mal genau zu zeigen, dass sie alles richtig gelesen hatte.
»Na, ich weiß nicht, ob der Weihnachtsmann so einen verrückten Wunsch erfüllen wird.«
Mila grinste immer noch.
»Doch, das wird er. Ich weiß auch warum.«
»Aha? Warum?«, wollte Mama wissen.
»Na, ist doch klar.«, begann Mila. »Weihnachten ist im Winter. Also ist es für ein Eis kalt genug. Es wird unterwegs nicht schmelzen. Ich werde an Weihnachten auf alle anderen Süßigkeiten verzichten. Dann werde ich von dem Eis nicht dick. Außerdem würde ich euch auch mal dran lecken lassen. Ich teile gern. Und wegen dem vielen Zucker werde ich mir danach sofort die Zähne putzen. Versprochen.«
Mama seufzte laut. »Wir schauen mal.«
Die Tage in der Adventszeit zogen sich hin. Mama hatte zu Anfang noch gehofft, dass sich Mila doch umentscheiden würde. Stattdessen malte ihre Tochter jeden Tag neue Bilder eines kleinen Mädchen mit einer großen Eistüte.
Irgendwann war es dann so weit.Heiligabend stand auf dem Kalender und der geschmückte Weihnachtsbaum im Wohnzimmer.
Mila war noch aufgeregter, als in den Jahren zuvor. Immer wieder lief sie von einem Fenster zum nächsten und hielt nach dem Weihnachtsmann Ausschau.
»Ich bin schon auf meine riesige Eiswaffel gespannt. Ob er auch daran gedacht hat, dass ich Erdbeere besonders gern mag?«
Der Tag zog sich hin, während Mama die Wohnung schmückte. Irgendwann schickte sie Mila zum Warten ins Schlafzimmer. Eine halbe Stunde musste sie dort verbringen.
»Jetzt darfst du wieder raus kommen.«, holte Mama sie schließlich wieder ab.
Das ließ sich Mila nicht zweimal sagen. Sie flitzte wie ein geölter Blitz ins Wohnzimmer und blickte sich suchend um. Ein großes Eis konnte sie aber nicht finden.
»Wie? Was? Hat mich der Weihnachtsmann vergessen? Wo ist mein Eis?«
Mama zuckte mit den Schultern. »Ich habe dir ja gesagt, dass dein Wunsch zu verrückt ist.«
Mila sah enttäuscht aus. Doch dann begann Mama zu grinsen. »Dein Geschenk ist zu groß für unser Wohnzimmer. Schau doch mal in deinem Zimmer nach.«
Milas Gesicht erhellte sich wieder. Sie lief los und stürmte in ihr Zimmer. Zuerst blieb alles völlig still. Doch dann hörte man sie jubeln.
»Wuhuu!«, rief sie. »Das ist ja der totale Wahnsinn. Das ist das beste Geschenk, das ich jemals bekommen habe.«
Mila stand vor ihrem Bett. Es war ein ganz neues Bett. Es hatte die Form eines riesigen Eises. Die Decke sah wie eine Waffel aus, die Kissen wie Erdbeereiskugeln.
»Das ist noch besser, als ein großes Eis zu essen. Jetzt kann ich jede Nacht in einem schlafen.«
(c) 2018, Marco Wittler
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