743. Die Spur im Wald

Die Spur im Wald

Die zwei kleinen Kaninchen Happy und Rudi kamen zum ersten Mal aus ihrem Familienbau heraus. Neugierig sahen sie sich in dieser für sie völlig neuen Welt um.
Um sie herum war ein riesig großer Wald. In jeder Richtung standen unzählige Bäume, die wie eine grüne Wand wirkten.
»Na, was meinst du?«, fragte Happy. »Sollen wir den Wald erkunden? Eine Abenteuerreise nur für uns Beide?«
Rudi nickte neugierig und lief zurück in den Bau. »Ich packe uns schon mal Proviant ein, damit wie unterwegs keinen Hunger oder Durst bekommen.«
Happy verdrehte lachend die Augen. »Du immer mit deinem Hunger. Kannst du eigentlich an nichts anderes denken?«
Sie bereiteten sich also gut vor, packten alles in einen Bollerwagen und zogen schließlich los, den Wald um ihren Bau zu erkunden.
Schon nach kurzer Zeit ergab sich ein Problem. Der Weg gabelte sich. Einer der beiden neuen Wege bog nach links ab, der andere nach rechts. Wohin sollten sie nun gehen?
»Ich will nach rechts.«, entschied Rudi.
»Und was machen wir, wenn es eine neue Gabelung oder Kreuzung gibt? Wir verlaufen uns dann irgendwann.«
Rudi dachte nach und begann zu grinsen. »Ich habe da eine Idee.«
Er kramte im Bollerwagen herum und holte eine Tüte Erdnüsse hervor.
»Wir lassen einfach jeden zweiten Schritt eine Nuss auf den Boden fallen. Wenn wir dann zurück nach Hause wollen, drehen wir um und finden den Heimweg ganz leicht wieder. Das habe ich mal in einem Märchen gehört.«
So machten sie es. Sie gingen den Weg weiter und drangen immer tiefer in den Wald vor. An jeder Ecke entdeckten sie etwas Neues. Da waren so viele verschiedene Bäume und Büsche. Von überall drangen unbekannte Geräusche an ihre Ohren.
Nach einigen Stunden taten den beiden Kaninchen die Füße weh.
»Wir sollten umkehren.«, schlug Happy vor.
Rudi war sofort einverstanden. Sie drehten sich um und suchten nach den verstreuten Erdnüssen. Aber diese waren verschwunden. Keine Einzige war mehr zu entdecken.
»Aber?«, stockte Rudi der Atem. »Was ist denn jetzt los?«
Happy sah Rudi an. »Du hast das mit den Erdnüssen aus einem Märchen?«
Rudi nickte. »Ja. Nur, dass es da Brotkrumen waren.«
Er bekam ein rotes Gesicht. »Da fällt mir ein, dass die Brotkrumen von Vögeln gefressen wurden.«
Happy seufzte. »Das war ja eine tolle Idee. Aber wer frisst in einem Wald Erdnüsse? Vögel machen sowas nicht.«
In diesem Moment knackte es neben ihnen in einem Gebüsch und ein großer, grauer Elefant kam daraus hervor.
»Tut mir leid. Aber ich konnte dem leckeren Geruch der Erdnüsse einfach nicht widerstehen.«
»Und wie sollen wir jetzt wieder nach Hause kommen?«, fragte Rudi sauer.
»Ist kein Problem.«, versprach der Elefant. »Ich bin ein Elefant und habe ein wahnsinnig gutes Gedächtnis. Ich vergesse niemals etwas. Ich bringe euch wieder zurück nach Hause.«
Er schnappte sich die beiden Kaninchen mit dem Rüssel, setzte sie sich auf den Rücken und stapfte zurück zum Kaninchenbau. Unterwegs durfte er die restlichen Erdnüsse auffressen.

(c) 2019, Marco Wittler

 

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