755. Ich entdeckte den Mäuse-Händler (Mann und Manni 04)

Ich entdeckte den Mäuse-Händler

Ich lag auf meinem Lieblingsplatz und ließ es mir richtig gut gehen. Durch das große Fenster kamen die ersten Sonnenstrahlen des Tages herein und wärmten mir meinen dichten Pelz.
Dichter Pelz? Ja genau, du hast richtig gelesen. Denn ich bin der Manni, ein Kater und Herr des Hauses. Alles tanzt hier nach meiner Pfeife. Besonders der Mann. Er ist ein Mensch und meine Teampartner. Zusammen sind wir Mann und Manni und haben schon so manchen kniffligen Fall gelöst.
Und dann sind da noch die drei Nervensägen. Da wäre zum Einen die Mini-Mietze, die praktisch rund um die Uhr durch die Zimmer rennt und mit allem spielt, was sie zwischen ihre Krallen bekommt. Ständig hat sie verrückte Ideen und mischt hier den ganzen Laden auf. Wenn ich da nicht aufpasse, wird sie irgendwann das Kommando übernehmen.
Daneben gibt es seit Neuestem noch den Bengalen. Das ist so ein gefleckter Schönling, der immer wieder herum stolziert, zeigt wie toll er sich findet, aber eigentlich ein riesig großer Angsthase ist. Wir haben ihn vor einiger Zeit aus größter Not gerettet und behalten ihn aus Mitleid bei uns. Woanders würde er bestimmt unter die Räder kommen.
Der dritte Fellträger ist Lord Schweinenase. Er ist nicht gerade die hellste Birne auf Gottes weiter Erde. Zusätzlich steckt er seine neugierige und verfressene Nase überall hinein. Daher auch sein wohl meinender Name. Aber immerhin ist er ein erträglicher Zeitgenosse. Er geht mir zwar die meiste Zeit ziemlich auf die Nerven, missen möchte ich ihn trotzdem nicht. Sagen würde ich ihm das natürlich nicht.
Zum Schluss wäre da dann auch noch die Frau. Die hört zwar nicht auf mich, aber das ist auch in Ordnung. Dafür sorgt sie rund um die Uhr dafür, dass es uns allen gut geht und wir immer genug zu futtern haben. Das muss auch so sein, denn mein schöner, runder Bauch muss gut genährt werden.
Ich streckte mich und blinzelte die Müdigkeit der Nacht weg. Ich leckte mir ein paar Mal über mein samtenes Fell und wollte gerade aufstehen, als etwas wie ein geölter Blitz durch das Wohnzimmer raste.
Ich schüttelte den Kopf. Die Mini-Mietze war wieder im Spielemodus.
»Wo ist meine Maus? Wo ist meine Maus?«, rief sie immer wieder ganz aufgeregt. Sie sah in jeder Ecke nach, wühlte mit den Pfoten unter dem Kratzbaum herum und zog einige alte Socken unter dem Sofa hervor. Eine Spielmaus förderte sie aber nicht zu Tage.
»Ich will meine Maus. Ich brauche jetzt ganz unbedingt etwas zum Spielen.«
Ich merkte schnell, dass mein ruhiger Morgen in diesem Moment vorbei war.
»Los, Bengale.«, rief ich zum anderen Ende des Wohnzimmer, wo der zweite Kater in einem alten Pappkarton lag und döste. »Tu was für dein Dach über deinem Kopf und beschäftige die Mini-Mietze, damit ich meine Ruhe habe.«
Doch das war dem wilden Kätzchen gar nicht recht. Sie suchte weiter nach ihrem Spielzeug.
Ich seufzte. Ich musste mich also mal wieder auf den Weg ins nächste Fachgeschäft machen, um Nachschub zu besorgen.
Ich mühte mich von meinem Platz auf, trottete ins Schlafzimmer, sprang aufs Bett und hockte mich neben den Mann. Ein paar Mal drückte ich ihm meine Pfote ins Gesicht, bis er wach wurde.
»Los!, Aufstehen, Mann. Wir müssen Spielzeug kaufen.«, schnurrte ich ihm entgegen.
Ich wusste natürlich, dass er mich nicht wirklich verstehen konnte, aber wir kannten uns seit Jahren und verstanden uns auch ohne große Worte.
Gähnend und seufzend stand der Mann auf, zog sich an und packte mich unter seinen Arm. So machten wir uns auf den Weg nach draußen.
Auf dem Weg zum Auto hörte ich hinter uns ein Wispern.
»Hey!«, flüsterte eine Stimme. »Ich weiß genau, was ihr braucht. Und das habe ich in großer Menge bei mir.«
Ich wurde hellhörig. Ein Mäuse-Händler direkt an unserem Haus? Wie praktisch. Dann mussten wir nicht extra zum Laden fahren.
Ich ließ mich vom Mann absetzen und ging zum Händler. Dieser stand im Schatten unter einem großen Busch.
»Zeig her, was du hast.«, sagte ich kurz angebunden.
Er holte einen Sack hervor, in dem sich mehrere Dutzend Mäuse befanden. Ich griff hinein, holte eine hervor, um die Ware zu begutachten. Dabei fiel mir ein sehr bekannter Geruch auf. Ich nahm mir den ganzen Sack vor. Jede einzelne Maus roch nach unserer Mini-Mietze.
Jetzt wusste ich auch, wohin ihr ganzes Spielzeug verschwunden war.
Ich warf einen Blick nach oben zum Wohnzimmerfenster. Es stand auf. Ich dachte nicht lange nach und maunzte einmal kurz.
Es dauerte nur wenige Sekunden, bis ein geölter Blitz von oben herab schoss. Es war die Mini-Mietze. Sie stürzte sich auf den Mäuse-Händler und schlug ihm ihre Krallen tief in seinen dicken Hintern. Der diebische Kater jaulte laut auf, ließ seinen Sack fallen und raste in großer Eile die Straße hinab und verschwand hinter der nächsten Ecke.
Hach ja, was für ein gutes Gefühl, wieder einen Fall gelöst zu haben. Mann und Manni waren als Superteam wieder einmal erfolgreich gewesen.
Jetzt hatte unser Mietzenzwerg wieder genug Spielzeug und ich meine Ruhe.

(c) 2019, Marco Wittler

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