766. Der verliebte Marienkäfer

Der verliebte Marienkäfer

In den Sommerferien machen nicht nur die Menschen Urlaub. Nein, auch Tiere nutzen diese Zeit, um mal zu entspannen und andere Länder kennenzulernen. Eines dieser Tiere war Fritz.
Fritz, ein kleiner kleiner, dicker Marienkäfer aus Deutschland, flog gemütlich durch die Straßen der Stadt. Mal machte er kleine Pause an einem Blumenkasten, mal naschte er in den Blüten eines Löwenzahns, der aus einer Ritze im Asphalt wuchs. Das Leben konnte nicht schöner sein.
Irgendwann kam er an einem kleinen Reisebüro vorbei. Das ist ein Geschäft, in dem man Urlaubsflüge und Fahrten kaufen kann.
Fritz, der schon immer ein ganz besonders neugieriger Marienkäfer gewesen war, summte eine Weile vor dem Schaufenster herum und besah sich die bunten Plakate von verschiedenen Orten auf der ganzen Welt, bis sein Blick auf ein Foto eines Strandes am Meer fiel.
»Wow!«, entfuhr es Fritz. »Das sieht ja traumhaft schön aus. Da möchte ich auch mal hin.«
Er kramte in seinen Taschen, konnte aber nicht viel darin finden. Nur ein altes Kaugummipapier kam zum Vorschein.
»Puh. Davon kann ich mir keinen Urlaub leisten. Ich muss mir etwas anderes einfallen lassen.«
In diesem Moment kam eine Familie aus dem Reisebüro. Sie hatten bereits gepackte Koffer in Händen und wollten sich direkt auf den Weg zum Flughafen machen.
»Das ist meine Chance.«, freute sich Fritz und setzte sich einfach auf einen der Koffer. Ohne dass es den Menschen auffiel, nahmen sie den kleinen Marienkäfer mit sich und schmuggelten Fritz in ein großes Flugzeug.
Ein paar Stunden später landete der riesige Flieger. Fritz flog nach draußen und war sehr überrascht über die große Hitze, die ihm entgegen schlug.
»Ganz schön warm hier. Ich sollte mich sofort auf den Weg zum Strand machen.«
Fritz breite seine Flügel aus und hob ab. Schnell flog er immer höher, bis er sich umsehen konnte. Der Strand und das Meer waren nicht weit entfernt. So erreichte er sein Urlaubsziel in wenigen Minuten.
»Ist das toll hier.«, war er begeistert und hielt seine kleinen Füße ins warme Wasser.
Nur wenig später fielen ihm ein paar Marienkäferdamen ins Auge, die wohl in diesem Urlaubsparadies Zuhause waren.
»Hallo!«, rief er ihnen zu und winkte. Die Käferdamen lachten allerdings nur kurz und wandten sich dann großen Käfern mit besonders kräftigen Armen zu.
»Puh, als kleiner Marienkäfer hat man es hier wohl nicht gerade einfach.«, seufzte Fritz. »Wie soll man denn hier eine Käferdame kennenlernen, wenn man klein und unscheinbar ist. Mit meinen Punkten auf dem Rücken kann ich wohl nicht beeindrucken.«
Fritz dachte angestrengt nach und beobachtete dabei den Menschen um sich herum. Dabei fielen ihm immer wieder die Frauen auf, die sich glitzernden Schmuck um den Hals gehängt hatten.
»Das ist es!«, war Fritz begeistert. »Ich muss so auffällig glitzern, dann mache ich bestimmt Eindruck.«
Aber woher jetzt Glitzerschmuck bekommen? Zum einen gab es am Strand keine Schmuckgeschäfte, zum anderen hatten Fritz noch immer keinen einzigen Cent in der Tasche.
»Ich muss mir etwas anderes einfallen lassen.«, seufzte er ein weiteres Mal.
Da fiel sein Blick auf die Wellen, die sich unaufhörlich am Strand brachen und deren Tropfen in allen Farben des Regenbogens glitzterten.
Fritz wartete nicht lang ab. Er flog los und stürzte sich in die nächste Welle, tauchte durch sie hindurch und kam mit Wassertropfen übersät wieder zum Vorschein.
Dann legte er sich zurück an seinen Platz und freute sich, dass nun das Licht der Sonne auf seinem ganzen Körper in allen bekannten und unbekannten Farben funkelte.
Die Käfer mit den kräftigen Armen staunten nicht schlecht, als ihre Käferdamen von ihnen abließen und sich Fritz zuwandten. Einen Glitzerkäfer aus Deutschland hatten sie an diesem Strand auf noch nicht gesehen. Wer so besonders aussah, mit dem musste man sich einfach mal unterhalten.
Für den Rest seines Urlaubs war Fritz nun nicht mehr allein. Die funkelnden Wassertropfen hatte er am zweiten Urlaubstags zwar nicht mehr angelegt, aber nachdem ihn die Käferdamen kennengelernt hatten, war das auch nicht mehr nötig gewesen. Er hatte sie schnell davon überzeugen können, dass er ein ganz netter Typ war.

(c) 2019, Marco Wittler

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