862. Sternbild Dinosaurier

Sternbild Dinosaurier

Es war vor langer Zeit, als es noch keine Menschen auf dieser Welt gab, da lebten die Dinosaurier. Manche von ihnen waren groß, andere eher klein. Die einen fraßen Gemüse, Blätter, Grünzeug, die anderen ihre Mitdinos. Einer dieser Dinosaurier hieß Pedro.
Pedro war ein ziemlich großer Vertreter der Donnerechsen. Er war ein Brachiosaurus und damit eines der größten Tiere, die jemals auf der Erde gelebt hatten. Er war stattliche 23 Meter lang und 13 Meter hoch. Ein Menschengruppe hätte sich mit Leichtigkeit hinter einem seiner Füße verstecken können. Aber Menschen gab es damals natürlich noch gar nicht.
Pedro war von Natur aus ein neugieriger Dinosaurier, der sich für seine Umwelt sehr interessierte. Er kannte alle Pflanzen und Bäume beim Namen. Er wusste auch, mit welchen anderen Dinos man abhängen und welche man lieber meiden sollte. Um Tyrannosaurus Rex und Velociraptoren machte er immer einen großen Bogen. Angehörige dieser Rassen sorgten ständig für Ärger.
Eines Abends saß Pedro auf einer hoch gelegenen Ebene. Dort hatte er einen grandiosen Blick über die Steppe auf der einen und den üppigen Urwald auf der anderen Seite. Hin und wieder tauchte zwischen den Bäumen der Kopf eines seiner Freunde auf. Manchmal drang auch das Brüllen eines gefährlichen Jägers an sein Ohr.
Irgendwann ging die Sonne unter, verschwand hinter dem Horizont und tauchte den Himmel in ein sattes Orange, das bald von einem tiefen Blau abgelöst wurde. Auch das Blau war nicht von Dauer. Über Pedro wurde es schwarz. Die Dunkelheit wurde lediglich von kleinen, leuchtenden Punkten unterbrochen.
»Ach, ist das herrlich.«, freute sich Pedro.
»Die Sterne sehen von hier oben besonders schön aus.«
Er drehte und wendete seinen langen Hals, sah mal in die eine, mal in die andere Richtung.
Hier war der große Wagen zu sehen, dort der kleine Bär. Er sah die Waage und auch den Löwen.
Pedro musste grinsen. Wer hatte sich bloß diese seltsamen Namen für die Sternbilder ausgedacht? Niemand wusste, was ein Wagen war oder ein Bär. Auch von einer Waage oder einem Löwen hatte er noch nie etwas gehört. Vielleicht waren das Dinge, die in fernen Ländern etwas ganz Normales waren oder es gab sie schon seit Urzeiten nicht mehr.
Aber warum gab es da oben nichts, was man hier in der Gegend kannte? Warum gab es am Himmel keinen Baum, keinen Riesenfarn? Wo war das Sternbild Vulkan oder das des Dinosauriers?
Ja, genau. Warum gab es dann denn nicht? Immerhin beherrschten die Dinosaurier die Welt. Sie waren die unangefochtenen Herrscher der Erde. Da hätte schon ein Meteorit in die Erde einschlagen müssen, um das zu ändern. Aber das waren gruselige Märchen, die man den Kindern erzählte, an die aber kein erwachsener Dinosaurier glaubte.
Pedro ärgerte sich. Er war ganz klar dafür, dass man auch am Himmel einen Dinosaurier sehen konnte. Irgendwer musste dafür sorgen.
Er begann zu grinsen. Warum eigentlich irgendwer? Pedro konnte sich auch gleich selbst darum kümmern. Er erhob sich von seinem Sitzplatz, trottete nach Hause und suchte in den vielen Vorratskisten nach Sternen.
Sterne fand er natürlich nicht, denn die hingen alle am Firmament. Dafür entdeckte er im Garten einen Schwarm Glühwürmchen, die um seinen Apfelbaum im Kreis flogen.
Pedro bat die Glühwürmchen, ihn zur Hochebene zu begleiten. Die kleinen Leuchtkäfer willigten sofort ein, da ihnen die Idee des Dinosauriers sehr gefiel.
Auf seinem Weg nahm er noch eine Leiter mit, die er gut gebrauchen konnte.
Pedro erreichte schnell sein Ziel, gab jedem Glühwürmchen eine feste Aufgabe und kletterte dann über seine Leiter zum Himmel hinauf.
Zwischen den vielen Sternen suchte er sich einen freien Platz und gab den Leuchtkäfern das Kommando, ihr Licht zu entzünden.
Überall auf Pedros Schuppenhaut begann es zu glitzern. Am Himmel tauchte mit ihm und seinen Helfern ein nagelneues Sternbild auf: Der Dinosaurier.

(c) 2020, Marco Wittler

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