Unser Einsatz im gefährlichen Spiel
Mit unserem fahrbaren Untersatz, dem schicken und gemütlichen Wohnmobil unserer WG waren mit einer Fähre auf dem Meer unterwegs. Nach einem längeren Ausflug im Land der Elche, in dem wir den einen und anderen Fall gelöst hatten, waren wir nun wieder auf dem Weg auf die andere Seite der Ostsee.
Wir waren für die Überfahrt in einer kleinen, aber trotzdem gemütlichen Kabine untergebracht, die durch ein Bullauge die Sicht auf das Wasser bot. Das Einzige, was wir hier nicht hatten, war ein üppiger Kratzbaum mit einer Schlafhöhle, in der ich es nicht nur während der Nacht gemütlich machen konnte.
Moment mal! Du bist interessiert, warum ich eine Kabine mit Kratzbaum bevorzugt habe? Nun gut, das will ich dir erklären: Man nannte mich Manni, die tierische Hälfte meines erfolgreichen Ermittlerteams Mann und Manni und natürlich der Kopf des Ganzen. Als stattlicher Kater, der ich nun mal war, war ich auch gleichzeitig der Chef meiner sechsköpfigen WG, zu deren Mitgliedern du später noch etwas in diesem Bericht erfahren wirst.
Wir saßen also in unserer Kabine, zumindest zu zwei Dritteln, was vier Mietzekatzen entsprach. Die beiden Menschen, der Mann und die Frau waren im Schiff unterwegs, um etwas zu essen.
Während die drei anderen auf der weichen Decke lagen, hatte ich es mit verdienterweise auf dem noch viel weicheren Kopfkissen gemütlich gemacht. Adel verpflichtet.
Es hätte ein wunderbarer und fauler Tag werden können, wenn ich nicht plötzlich ein Geräusch gehört hätte.
Zuerst sah ich meine Mitbewohner grimmig an. Ich wollte bei meinem bald einsetzenden Schönheitsschlaf nicht gestört werden. Doch keiner von ihnen regte sich. Der Lärm musste eine andere Ursache haben.
Ich scheuchte meine Mitbewohner vom Bett, dann mühten wir uns mit sechzehn Pfoten ab, die Matratze ein Stück anzuheben. Beim Blick darunter erschrak ich. Ich hatte eine große Armee entdeckt, die sich für einen Kriegszug bereit machte.
Da wir unentdeckt geblieben waren, ließen wir die Matratze langsam wieder herunter, um zu überlegen, was nun zu unternehmen war.
Wir waren uns sofort einig, dass wir nicht flüchten wollten, sondern diese Übermacht aufhalten mussten.
Okay, ich muss zugeben, dass unsere Entscheidung nicht einstimmig gewesen war. Einer von uns war für die Flucht gewesen. Der ängstliche Bengale begann zu zittern und zog sich langsam im Rückwärtsgang zurück, bis er in der vermeintlichen Sicherheit des Badezimmers verschwand.
Der Rest meiner Truppe machte sich für den Einsatz bereit.
Mein Bruder Lord Schweinenase, der mal wieder diverse Futterreste an seinem Riechorgan spazieren trug, setzte sich ans Fußende, die hyperaktive Mini-Mietze, die noch jeden Gegner in die Flucht geschlagen hatte, übernahm das Kopfende. Meine Wenig besetzte die Mitte.
Unser Plan sah vor, dass wir die Matratze ein weiteres Mal anhoben. Was danach passieren sollte, war uns allen noch nicht klar. So weit hatten wir nicht gedacht. Das sollte spontan geschehen.
Wir griffen in das Polster, hoben es an und sahen unter das Bett. Die Armee brachte sich bereits in Stellung. Es sollte nur noch wenige Minuten dauern, bis sie in den Einsatz gingen. Es war höchste Zeit. Die Königin der unzähligen Ameisen, brüllte letzte Anweisungen. Sie hatten vor, uns unsere Vorräte zu stehlen.
Ich wollte gerade meinen Plan erweitern, als die Tür des Bades mit einem lauten Knall aufgeschlagen wurde. Ein schneller Schatten stürmte an uns vorbei und sprang unter die Matratze.
ShadowCat war wieder da, der feline Superheld mit Cape und Maske.
Er landete mitten in der Insektenarmee, wütete mit allen vier Pfoten unter ihnen, brachte tausende von ihnen zu Fall und hörte nicht eher auf, bis er die Königin gefangen genommen hatte.
Mit dieser Geisel hatte er nun unsere Gegner in der Pfote. Von diesem Zeitpunkt an, hörten sie auf sein Kommando. Er dirigierte sie in einen Pappkarton, den wir, mit Ameisen gut gefüllt, mit einem Klebestreifen verschlossen und auf den Schiffsflur schoben. Darum sollte sich dann jemand von der Crew kümmern.
ShadowCat kletterte aus dem Bett und nickte uns zu. Dann zog er sich in die dunklen Schatten des Bades zurück und verschmolz mit ihnen, bis er nicht mehr zu sehen war.
Nur wenig später tauchten die Menschen wieder auf, fragten, ob in der Zwischenzeit etwas geschehen sei.
Ich schüttelte den Kopf und behielt die Rettung der Fähre lächelnd für mich.
(c) 2020, Marco Wittler
Bild: Clker-Free-Vector-Images auf Pixabay
Antworten