Im Haus des Monsters
Halloween war die perfekte Nacht, um sich mal wieder so richtig satt zu fressen, denn kurz nach Sonnenuntergang waren unzählige Menschenkinder in der Stadt unterwegs. Sie steckten in lächerlichen Kostümen und bettelten an jeder Haustür um Süßigkeiten.
Nachdem das große, zottelige Monster mit den langen, scharfen Zähnen von dieser Tradition erfahren hatte, war es sich sicher, dass sich daraus etwas machen lassen konnte.
Es hatte sich schon im Sommer ein Haus am Stadtrand gemietet und die nächsten Monate aufgeregt auf den letzten Tag im Oktober gewartet. Mit jeder Woche, die verging, lief ihm mehr Sabber aus dem Maul. Der Hunger auf frisches Fleisch stieg ins Unermessliche, die Gier nach wehrlosen Kindern wurde unbändig.
Schließlich war es so weit. Halloween stand auf dem Kalenderblatt und die fröhlich lachenden Kinderstimmen waren schon von Weitem zu hören.
Das Monster hielt es vor Ungeduld kaum noch aus und harrte versteckt hinter seiner Haustür aus. Seine Fang- und Reißzähne hatte es frisch geschärft und die Krallen seiner Pranken angespitzt. Kein einziges Kind sollte ihm in dieser Nacht entkommen.
Es klopfte an der Tür. Drei Kinder riefen »Süßes, sonst gibt‘s Saures« im Chor.
Das Monster packte den Türgriff, öffnete und hatte seine Mahlzeit zum Greifen nah vor sich stehen.
»Tolles Kostüm.«, waren die Kinder begeistert, öffneten ihre schon prall gefüllten Sammeltaschen und hielten diese dem Monster entgegen.
»Zeit für‘s Abendessen.«, brüllte das Monster seinen Opfern entgegen, die sofort von Panik ergriffen wurden.
Die Kinder ließen ihre Taschen fallen und rannten davon. Das Monster wollte ihnen folgen, rutschte auf den Bonbons aus, die nun am Boden lagen und stürzte schmerzhaft hin.
»Autsch! Verdammte Kinder.«
Doch dann stieg der verlockende Duft der Süßigkeiten in die Nase des Monsters. Neugierig nahm es ein paar davon und zerkaute sie vorsichtig.
»Oh, wow. Wie lecker ist das denn? Die schmecken viel besser als ein paar Kinder. Sie laufen auch nicht weg.«
Gierig stopfte sich das Monster alles ins große Maul, was die Kinder verlorenen hatten.
Ein paar Minuten später machte es sich auf den Weg durch die Stadt, bewaffnet mit einer großen Sammeltasche.
»Süßes, sonst gibt‘s Saures.«, brüllte das Monster an jeder Haustür und freute sich über die vielen Leckerbissen, die es in dieser Nacht bekam.
(c) 2020, Marco Wittler
Bild von OpenClipart-Vectors auf Pixabay
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