904. Das Licht am Ende des Weges

Das Licht am Ende des Weges

Während des langen Fußmarsches durch die Dunkelheit des Waldes, schüttelte ich immer wieder den Kopf über mich selbst. Warum kam ich nur immer wieder auf die äußerst dumme Idee, den Benzintank des Wagens bis zum letzten Tropfen leer zu fahren.
Jedes Mal log ich mir selbst vor, dass es noch eine Tankstelle weiter reichen würde. Oft genug war ich dann mitten im Nirgendwo gestrandet. Doch dieses Mal hatte es mich besonders schlimm erwischt. Ich befand mich auf unbekanntem Terrain, tief in einem finsteren Wald, mitten in der Nacht.
Ich hätte gerne jemanden von der Straßenwacht angerufen, aber wie das nun einmal mitten in der Pampa ist, ich hatte keinen Handyempfang. Ich musste wohl oder übel zu Fuß zum nächsten Ort marschieren, wo auch immer der sich befinden mochte.
Mit einem leeren Kanister in der Hand war ich aufgebrochen, hatte wahllos eine Richtung ausgesucht und in diese los gegangen. Das wenige Licht, dass mir die Handyleuchte spendete, reichte gerade aus, um die Straße unter mir nicht aus den Augen zu verlieren. Eine Straßenkarte fehlte mir natürlich auch. Ohne Netz konnte ich keine auf mein Display laden.
Nach einer ganzen Weile, gefühlt waren bereits mehrere Stunden vergangen, kam ich an eine Gabelung. Schilder standen hier keine. Ich konnte also nur raten, wo ich die nächste Tankstelle finden würde.
Auf der rechten Seite glomm ein kleines, kaum wahrnehmbares Licht, dass auf einen Ort, zumindest ein einzelnes Gebäude hinzuweisen schien. Die Strecke zu meiner Linken zeigte ein ähnliches Bild, aber mit einem deutlich stärkeren Licht.
Ich bog links ab.
Der Weg wurde mit der Zeit schmaler, der Asphalt wich einfachem Schotter. Dafür begann schon bald eine ordentliche Steigung, die mir alles abverlangte.
Ich kam dem Licht näher, konnte irgendwann sehen, dass es von mehreren Leuchtquellen stammen musste. Hoffnung keimte in mir auf. Ich hatte an der Kreuzung die richtige Wahl getroffen.
Der Wald wurde immer dichter, rückte mit jedem Meter näher an den schmaler werdenden Weg heran. Von allen Seiten hörte ich unheimliche Geräusche, deren Ursprung ich mir nicht im Entferntesten vorstellen konnte und auch nicht wollte.
Angst keimte in meinem Innersten auf. Ich wollte hier nicht mehr sein, wollte hier nicht sein. Allein der Gedanke an den vor mir liegenden Ort, ließ mich weiter gehen.
Doch dann, ich wähnte mich fast am Ziel, lief es mir eiskalt den Rücken hinunter.
Ich stand vor einer großen Waldlichtung, die überfüllt war mit Kürbislaternen in denen das Licht wild flackerte. Teuflisches Lachen schalte mir aus den grinsenden Mündern der orangen Kugeln entgegen.
Ich war in die Falle getappt, hatte doch die falsche Richtung gewählt. Ich hatte mich vom sicheren Ziel abgewandt und war nun hier gelandet.
Ein großer Schatten, dem ein düsteres Grollen entfuhr, schälte sich zwischen den Bäumen hindurch, kam langsam auf mich zu.
Ich bekam eine Gänsehaut. Panik ergriff mich. Ich wollte nur noch weg.
Ich warf dem Schatten meinen Kanister entgegen, nahm die Beine in die Hände und rannte um mein Leben. Ich blieb nicht eher stehen, bis ich wieder zurück am Auto war, wo ich mich zitternd einschloss und bis zum nächsten Morgen wartete.

(c) 2020, Marco Wittler


Bild: Clker-Free-Vector-Images auf Pixabay

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