Angstschweiß
Ich wälzte mich unruhig hin und her. Schweiß perlte über meine Stirn. Ängstliches Stöhnen entrann meiner viel zu trockenen Kehle.
Ich schreckte hoch. Ein Alptraum hatte mich in den letzten Minuten fest umklammert gehalten. Ich war ihm nur mit Mühe und Not in letzter Sekunde entkommen.
Ich schlug die Decke zur Seite, war am ganzen Körper nass geschwitzt. Ich brauchte unbedingt frische Luft.
Ich stand auf, öffnete das Fenster und atmete tief durch. Endlich kam ich etwas runter, konnte meinen viel zu schnellen Herzschlag etwas beruhigen. Ich redete mir immer wieder ein, dass es nur ein Traum gewesen war.
Mir wurde klar, dass mich gejagt hatte, um mich zu fressen. Ich musste nicht um mein Leben kämpfen. Ich war in meinen vier Wänden in Sicherheit. Trotzdem wollte sich mein Geist nicht beruhigen.
Ich ging ins Bad, drehte das Wasser auf und spritzte mir belebende Kühle ins Gesicht. Mit hohlen Händen hob ich etwas davon an meinen Mund und trank gierig ein paar Schlucke.
Noch einmal betete ich mir vor, dass mir hier nichts passieren konnte.
Plötzlich hörte ich ein Geräusch. Ich drehte mich um meine eigene Achse, sah mich ängstlich um. Nichts. Spielte mir etwas meine Einbildung einen schlechten Scherz? Wollte sie mich so weit verunsichern, dass ich in dieser Nacht nicht wieder in den Schlaf finden würde?
Ich drehte das Wasser ab, schlich leise zurück in mein Schlafzimmer und blickte mich um.
Ich hatte das Fenster offen stehen lassen. War das ein Fehler gewesen, der sich nun rächen würde? War etwas in meine Wohnung eingedrungen, dass nun in einer dunklen Ecke darauf wartete, mich von hinten zu überfallen?
Ich zwang mir ein Lächeln auf die Lippen, das mir völlig misslang. Stattdessen zitterte ich am ganzen Körper.
Ich schüttelte den Kopf. Diese Panik, die langsam in mir entstand, war doch völlig unnötig. Was sollte denn hier auf mich warten? Es gab nichts, was mir gefährlich werden konnte. Der Alptraum war vorbei. Trotzdem konnte ich mich nicht beruhigen.
Ich wollte mich gerade dazu zwingen, ins Bett zurück zu gehen, als es doch passierte.
Ich hörte wieder ein Geräusch. Hinter mir fauchte es laut. Dann sprang mich etwas an und jagte seine scharfen Krallen in mich hinein. Ich schrie, wollte mich wehren, aber da war es bereits zu spät. Die Katze des Nachbarn, die es schon lange auf mich abgesehen hatte, begann damit, mich zu zerfetzen. Sie riss mein Geisterlaken in kleinste Stücke, die hilflos über den Boden unter mir zuckten.
Ich hatte verloren. Das einzige Wesen, dass in der Lage war, einen Geist zu töten, hatte mich erwischt. Ich spürte, wie ich langsam verwehte, aus dem Geisterleben schied. Das Letzte, was ich wahrnehmen konnte, war das hämische Grinsen der Katze. Dann war es vorbei.
(c) 2020, Marco Wittler
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