974. Der Froschkönig (Fairyland Herold 02)

VÖLLIG IRRE – Sprechender Lurch entdeckt Goldschatz. Prinzessin geht leer aus.

Kurioses hat sich im Märchenland ereignet. Ein kleiner, unscheinbarer Frosch kam durch einen Zufall nicht nur zu Reichtum, sondern auch zu Ruhm und Bekanntheit.
Am gestrigen Tage hat sich im Garten eines Märchenland Schlosses etwas schier Unglaubliches ereignet.
Reporterlegende Junker Edelgard hat natürlich sofort den Ort des sonderbaren Geschehens aufgesucht, um der Sache auf den Grund zu gehen und für Sie, werte Leser, alles genauestens zu recherchieren.
Im besagtem Garten vertrieb sich die Tochter eines Königspaars die Zeit. Im Gegensatz zu anderen Prinzessinnen, die gern ihre Freizeit in Gesellschaft verbrachten, war eben diese am gestrigen Tag allein in der warmen Sonne unterwegs. Mal saß sie auf einer Bank und regte sich über die zwitschernden Vögel auf. Dann wieder verjagte sie kleine Bienen und Hummeln mit einer großen Klatsche.
Wenn sie sich dann einmal nicht über die Tiere und die Natur ärgerte, spielte sie mit ihrem Ball. Dieser war, wie es ihrem Adelsstand gebührte, aus purem Gold gefertigt.
Nun mag es manch besser gebildetem Leser seltsam vorkommen, dass ein Goldklumpen in der Größe eines Balls nicht zu schwer zu spielen war. Dies war auch Junker Edelgard in seinen Recherchen aufgefallen. Da sich aber besagtes Stück nicht mehr vor Ort befunden hatte, ließ sich dieses Rätsel nicht mehr lösen.
Die Prinzessin, die namentlich nicht in unserem renommierten Blatt genannt werden möchte, lustwandelte durch den Garten, bis sie an einem Brunnen halt machte. Dort rollte sie den goldenen Ball, wir vermuten eher, dass es sich um eine Kugel gehandelt hat, ein paar Mal hin und her, bis er in den Brunnen fiel. Mit einem lauten Platschen, soll er auf der Wasseroberfläche aufgeschlagen und dann im kühlen nass versunken sein.
Kurz darauf war ein lautes Aua ertönt. Irgendwer war vom Golde am Kopfe getroffen worden.
Die Prinzessin rief um Hilfe, dass ihr jemand ihren Ball retten sollte.
Diese Hilfe kletterte auch prompt in Gestalt eines Frosches aus dem Brunnen empor. Mit der einen Hand hielt er sich die dicke Beule am Kopf, mit der anderen den Ball.
Die Prinzessin nahm ihr Spielzeug entgegen und trug den Frosch ins Schloss. Zum Dank hatte dieser verlangt, mit ihr am Abend zu speisen.
Doch bei der Speise sollte es nicht geblieben sein, denn er wollte auch mit ihr in ihren adligen Federn schlafen.
Das ging der Prinzessin natürlich zu weit. Einen glitschigen Lurch wollte sie nicht neben sich spüren. Sie packte sich das Tier und warf es gegen die nächste Wand.
Es gab nicht nur ein lautes Klatschen auf der Tapete, sondern zusätzlich ein lautes Puffen. In einer großen Wolke verwandelte sich der Frosch in einen Prinzen.
Die Prinzessin war nicht nur von dieser wahrlich unglaublichen Zauberei überrascht. Nein, auch das wunderschön anzusehende Antlitz des Prinzen zog sie ihn ihren Bann.
Sie besann sich auf die Rettung ihres goldenen Balls und bot ihrem Gegenüber als Dank ihre Hand an.
Der Frosch, der nun ein Prinz geworden war, begann selbstverständlich über dieses Angebot nachzudenken. Eine Hochzeit sollte schließlich gut überlegt sein. Nicht umsonst bleiben im Märchenland Eheleute glücklich bis an ihr Lebensende Seite an Seite.
Junker Edelgard, der sich vor Ort befand schrieb in diesem Moment jedes Wort, jedes einzelne Muskelzucken der Beiden auf seinem Pergament nieder. Dieser wahrlich romantische Augenblick sollte in all seinen Einzelheiten für die Nachwelt festgehalten werden.
Der Prinz begann irgendwann zu grinsen, schüttelte den Kopf und sagte zur angebotenen Hochzeit nein. Er wollte keine Frau heiraten, die schon einmal versucht hatte, ihn umzubringen.
Dann schnappte er sich den goldenen Ball, verließ damit das Schloss und musste wohl die überraschten Augen von Königspaar und Prinzessin noch in seinem Rücken gespürt haben.
Wie der Fairyland Herold aus verlässlicher Quelle erfahren hat, wurde das wertvolle Spielzeug noch am gestrigen Tag an der Edelmetallbörse verkauft und in bare Münze verwandelt.
Der Prinz ist nun auf der Suche nach einem eigenen Schloss auf dazu gehörigem Grund und Boden.

(c) 2021, Marco Wittler

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