Auf der großen Blumenwiese
Auf einer weit entfernten Blumenwiese, mit in einem tiefen Wald, den noch nie ein Mensch betreten oder zu Gesicht bekommen hatte, summte es geschäftig. Von allen Seiten strömten schon am Morgen Bienen und andere Insekten herbei, um in stundenlanger Arbeit, Blütenpollen zu sammeln, die sie in ihren Nestern und Stöcken für schlechte Zeiten einlagerten.
Während die Sonne ihre warmen Strahlen zur Erde hinab sandte, die vielen Blumen dazu anregte, ihre Blüten zu öffnen, flogen, lag schon ein süßlicher Duft in der Luft.
Während sich Käfer und Fliegen die Bäuche füllten, sammelten Bienen und Wespen Futter für ihre Völker.
Gerade dieses Sammeln kostete viel Kraft und Zeit. Immer wieder gab es Streit, wer gerade eine bestimmte Blüte zuerst entdeckt und dort gelandet war. Immer wieder wurden die Stacheln hervor geholt und so mancher Kampf mit ihnen ausgefochten, bei denen aber zum Glück niemand verletzt wurde.
In dieses geschäftige Treiben mischte sich irgendwann ein weiteres Geräusch, das zunächst keine Beachtung fand, da es viel zu leise war, mit der Zeit aber immer lauter wurde. Es war eindeutig das Brummen von Insektenflügeln, deren Träger sich der Blumenwiese näherten.
Irgendwann hielten die Tiere auf der Blumenwiese inne, sahen teils neugierig, teils ängstlich in den Himmel hinauf. Was mochte sich von dort oben nähern?
Eine dunkle Wolke kam vom Waldrand herüber und senkte sich herab. Es mussten tausende Insekten sein, die sich in ihr befanden.
»Macht Platz da unten!«, rief plötzlich eine Stimme, die selbst das Brummen noch übertönte. »Gebt die Blüten frei und sammelt euch um sich herum. Wenn ihr unseren Anweisungen Folge leistet, wird niemand versehentlich verletzt.«
Die Insekten bekamen nun alle Angst. In ihrer Panik verließen sie die Blüten, brachten sich sofort in Sicherheit, während die Wolke kurz über der Wiese verharrte und dann ihre Mitglieder von einem Augenblick zum anderen auf die Blüten zuflogen.
»Attacke!«, riefen sie im Chor. Schwarze, gelbe und weiße Streifen stürzten sich in die Blüten. Es war das vielleicht größte Hummelvolk, dass die Welt je gesehen hatte. Mit ihren dicken Hintern klatschten sie in die Blüten. Die Pollen wurden von dieser Wucht in die Höhe geschleudert und segelten sanft wieder herab.
»Viel Spaß beim auffangen. Jetzt sollte genug Futter für jeden von euch da sein, dass es keinen Streit mehr geben muss.«
Die Hummeln waren mit ihrer Tat zufrieden, hoben wieder ab und machten sich auf den Weg zur nächsten Blumenwiese.
(c) 2021, Marco Wittler
Bild von OpenClipart-Vectors auf Pixabay
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