1408. Frau Fleckosaurus

Frau Fleckosaurus

Frau Fleckosaurus hatte ihre schwere Tasche geschultert und marschierte damit durch den langen Gang. Jeder Schritt dröhnte unter ihren großen Füßen uns ließ die Wände erzittern. Sie öffnete eine der vielen Türen und betrat den Raum dahinter.
Augenblick wurde sie aus den Mündern der dreißig kleinen Dinosaurier begrüßt, die bereits Platz genommen hatten.
»Dann holt mal eure Lesebücher raus. Wir üben heute wieder das Alpabeth.«
Während sie selbst die Lektüre aus ihrer Tasche holte, hörte sie die ersten Beschwerden. Die Kinder wollten nicht lesen. Das empfanden sie als besonders uncool.
Frau Fleckosaurus seufzte. »Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie viel Spaß das Lesen macht. Man kann mit einer Geschichte in andere Welten eintauchen, verrückte Abenteuer erleben, sich in Lebensgefahr begeben, ohne die Sicherheit des eigenen Zuhauses zu verlassen.« Doch auch das half nicht weiter. Die kleinen Dinosaurier ließen sich nicht überzeugen. Sie wollten das Lesen nicht lernen.
Frau Fleckosaurus seufzte. Sie musste sich etwas einfallen lassen, denn sie hatte in ihrem langen Leben als Lehrerin noch jedem Kind das Lesen beigebracht. Sie verließ das Klassenzimmer und kam wenige Minuten später zurück.
In ihren großen, bunten Flecken, die sich auf ihrer schuppigen Haut befanden, standen nun riesig große Buchstaben.
»In Ordnung. Dann lernen wir heute nicht Lesen. Wir spielen ein Spiel. Wer verbindet die wild verteilten Buchstaben zu richtigen Wörtern? Ihr dürft mit den Krallen von einem zum anderen fahren, bis ich vor lauter Kitzelei lachen muss.
Sofort waren die Kinder bei der Sache. Eines nach dem anderen bastelte ein Wort und erntete dafür laute Lacher von Frau Fleckosaurus. Am Ende der Schulstunde hatten sich alle dreißig Kinder Buchstaben auf ihre Schuppen gemalt und kitzelten sich beim Lesen gegenseitig aus.

(c) 2022, Marco Wittler

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