1059. Am Abend im Zoo

Am Abend im Zoo

Der Tag neigte sich dem Ende entgegen. Die letzten Besucher verließen das Gelände und die Pfleger machten Feierabend. Am Horizont ging langsam die Sonne unter. Über dem Zoo am Rande der Stadt wurde es langsam dunkel. Der Mond und die ersten Sterne kamen langsam zum Vorschein.
Man hätte vermuten können, dass nun Stille im Zoo einkehren würde, doch war nicht der Fall. Nun kamen die nachtaktiven Tiere aus ihren Höhlen und Käfigen und machten die Außengehege unsicher.
In der Arktiswelt rotteten sich drei Eisbären zusammen und setzten sich im Kreis auf den Boden.
»Ach Leute, was soll denn das?«, rief ein Lemur hinüber. »Habt ihr nicht zugehört? Der Erzähler hat eindeutig etwas von nachtaktiven Tieren erzählt. Also geht ins Bett und überlasst uns die Dunkelheit.«
Doch davon wollten die Eisbären nichts wissen. Stattdessen warfen sie einen Blick auf das Nachbargehege.
»Und Gregor? Wie sieht’s aus? Kommst du rüber und spielst eine Runde Karten mit uns?«
Gregor, der eine stattliche Giraffe war, schüttelte den Kopf. »Nein, ich glaube nicht. Eure Tür ist viel zu klein für mich. Ich passe da einfach nicht durch. Außerdem habe ich noch immer den Verdacht, dass ihr schummelt.«
Schummeln? Das passte den Eisbären überhaupt nicht. Sie beschwerten sich ein paar Mal und blieben dann einfach unter sich. Einen anderer Spielpartner fanden sie nicht mehr auf die Schnelle. Deswegen mussten sie auch die doppelten Spielkarten, die sie unter ein paar Steinen versteckt hatten, wieder einsammeln. Sie wollten sich nicht gegenseitig über den Tisch ziehen.
»Ha!«, rief da plötzlich Gregor herüber. »Ich habe es ganz genau gesehen. Ihr habt überall zusätzliche Spielkarten versteckt. Ich spiele nie wieder mit euch.«

(c) 2021, Marco Wittler


Image by Richard Duijnstee from Pixabay

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