Er stand neben uns
In tiefer Nacht hetzten wir durch die Dunkelheit. Die mir angeborene Neugierde hatte mich und mein Team zu so später Stunde nach Draußen getrieben. Ich musste einfach wissen,was da vor sich ging. Doch zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass wir auf der ganzen Linie versagen würden. Aber ich fange am Besten ganz von vorne an.
Als stattlicher Kater, der ich war, lag ich auf meinem Kratzbaum und schlief tief und fest. Ich hätte bis zum Sonnenaufgang meinen Träumen folgen können, wenn mich nicht ein extrem helles Licht geweckt hätte.
Ich war sofort hellwach. Waren hier etwa Einbrecher am Werk, die sich einen Zugang ins Haus suchten? Mein wachsamer Blick stellte dann aber fest,dass das Licht vom Himmel fiel. Es musste sich also um etwas anderes handeln. Nach wenigen Sekunden verschwand es hinter einem nahen Hügel. Kurz darauf ertönte ein lauter Knall und der Himmel begann zu glühen.
Ich wusste sofort, dass da etwas vor sich ging. Ich musste nur herausfinden, was es war. Also trommelte ich mein Team zusammen. Wir machten uns auf den Weg.
An meiner Seite begleiteten mich mein Bruder Lord Schweinenase und die Mini-Mietze. In sicherem Abstand folgte uns der ängstliche Bengale, der nur zu gern Zuhause geblieben wäre.
Wir näherten uns dem Hügel, erklommen ihn und sahen immer mehr Licht, dass vom Boden kam, aber bis zum Himmel hinauf zu glühen schien. Da musste etwas Gewaltiges herunter gekommen sein.
Schon näherten sich aus der Stadt Blaulichter und andere Fahrzeuge. Feuerwehr, Polizei und Schaulustige waren hierher unterwegs. Wir mussten uns beeilen, um ihnen zuvor zu kommen. Wir begannen zu rennen, hetzten durch den Wald und hofften, als Erste einen Blick auf den gefallenen Stern werfen zu können.
Wir überquerten den Gipfel des Hügels und sahen es vor uns. Ein Ding aus Metall hatte sich in den Boden gebohrt. Die Oberfläche war beim Absturz wohl so heiß geworden, dass sie noch leicht glühte.
Ehrfürchtig blieben wir stehen und waren erstmal sprachlos. War das ein Raumschiff? Waren hier Aliens notgelandet?
Jemand gesellte sich zu uns. Er war in einen langen, schmutzigen Mantel gekleidet und versteckte sein Gesicht hinter dem hochgeklappten Kragen, einer großen Sonnenbrille und der Krempe eines großen Hutes.
»Ja, genau. Das ist ein Raumschiff.«, raunte er mir zu.
Mir lief es eiskalt unter meinem Fell den Rücken herunter. Woher hatte die Typ gewusst, was ich nur gedacht hatte?
»Ich bin eben mit besonderen Talenten ausgestattet.«, antwortete er mir. »Ob das Ding hier wohl sicher ist?«
Ich schüttelte den Kopf, zeigte mit einer Pfote zu den blau blinkenden Lichtern. Es konnte sich nur um Minuten handeln, bis sie hier eintrafen. Sollte sich also einer oder mehrere Aliens an Bord befinden, waren sie in Gefahr. Sie mussten also so schnell wie möglich zurück ins All.
Der Typ neben mir nickte. Er zog seinen Hut noch tiefer und ging auf das Flugobjekt zu. »War nett euch kennenzulernen. Es sollte mittlerweile genug Treibstoff aufgenommen worden sein. Sollte mehr von eurer Sorte auf dieser kleinen Welt geben.« Mit jedem Schritt schien sein Körper transparenter, also durchsichtiger zu werden, bis er kurz vor dem Raumschiff komplett verschwunden war.
Der Boden unter unseren Pfoten begann zu beben. Die Aliens hoben ab. Ich konnte noch immer nicht glauben, was wir da gerade gesehen und erlebt hatten. Ein Alien, zumindest glaubte ich das es einer gewesen war, hatte direkt neben mir gestanden. Zu dumm, dass wir nicht mehr Zeit gehabt hatten, dass wir nichts in den Pfoten hielten, das wir irgendwem ans Beweis zeigen konnten. Das Raumschiff verschwand hinter den Wolken und hinterließ nichts, als ein tiefes Loch und ein paar brennenden Büschen. Hätte ich doch nur genauer hingeschaut, als der Fremde noch neben mir gestanden hatte.
(c) 2021, Marco Wittler
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