1156. In einer tiefen, dunklen Höhle

In einer tiefen, dunklen Höhle

Anni hatte sich verlaufen. Vor ein paar Minuten war sie noch mit ihren Freunden unterwegs gewesen. Sie hatten die große Höhle aufgesucht, die mitten im Wald lag und frei zugänglich war. Mit Taschenlampen bewaffnet, hatten sie sich in die Dunkelheit gewagt und sich schon nach wenigen Abzweigungen aus den Augen verloren.
»Leute?« Anni blieb immer wieder stehen und rief nach den anderen, bekam aber keine Antwort. »Leute, wo seid ihr? Ich bekomme langsam Angst.« Und dann erlosch ihre Taschenlampe. Die Batterie war leer.
Annis Gedanken kreisten in ihrem Kopf. Was, wenn sich in der Höhle ein wildes Tier oder ein Monster aufhielt? Gab es hier Geister oder Vampire? Werwölfe?
Langsam kroch die Kälte der Höhle unter ihre Kleidung. Annis begann zu zittern. Sie wollte einfach nur noch hier raus, zurück an die Sonne, wusste aber nicht, in welche Richtung sie laufen sollte. Also hockte sie sich auf den Boden, machte sich ganz klein und begann zu weinen.
Trotz der Kälte bildete sich Angstschweiß auf ihrer Stirn und lief in dicken Tropfen an ihrem Gesicht herab, was die Panik nur noch steigerte. Sie begann zu schreien.
Es dauerte nur ein paar Sekunden, bis ihre Freunde von beiden Seiten des dunklen Ganges mit ihren Taschenlampen auftauchten.
»Geht es dir gut? Ist dir was passiert?«
Anni stand langsam wieder auf, musste sich aber noch an der Wand abstützen.
»Alles in Ordnung. Ich mag es nur nicht, wenn ich an dunklen Orten allein bin. Als mir dann noch der Schweiß runter lief, habe ich Angst bekommen.«
Sie spürte noch immer etwas auf ihrer Stirn. Anni dachte kurz nach, nahm sich von einem ihrer Freunde die Taschenlampe und leuchtete nach oben. Über ihrem Kopf hing ein Tropfstein.
»Oh man, ist das peinlich. Das waren gar keine Schweißtropfen.«

(c) 2021, Marco Wittler


Image by Mostafa Elturkey from Pixabay

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