1225. Ein heißer Tag am Wasserloch

Ein heißer Tag am Wasserloch

Die Sonne stand senkrecht am Himmel und schickte ihre heißen Strahlen unerbittlich zur Erde hinab. Keine einzige Wolke schaffte es, sich dazwischen zu schieben, um etwas Schatten spenden zu können. Das Land heizte sich immer weiter auf.
Die Tiere der Umgebung hatten ihre letzten Kräfte zusammen genommen, um sich zu einem Wasserloch zu schleppen. Doch auch das brachte keine Linderung. Den meisten war es zu anstrengend, die letzten Meter hinein zu gehen. Also blieben sie erschöpft am Ufer liegen, wo sich kein einzige Lüftchen regte. So lagen Löwen neben Antilopen, Krokodile neben Zebras und Hyänen neben Gnus. Kein einziges Tier hatte noch Lust Beute zu jagen oder als solche gejagt zu werden. Sie alle hofften einfach nur darauf, dass der Tag zu Ende ging und die Kühle der Nacht sie erreichen konnte.
Während rund um das Wasserloch die Tiere gequält stöhnten und sich über die Hitze beschwerten, entstieg dem Teich ein mächtiges Flusspferd, das bisher niemand bemerkt hatte. Er hatte sich über Stunden im Wasser versteckt gehalten. Lediglich seine Nasenlöcher waren über der Oberfläche gewesen. Doch nun hatte es sich in Bewegung gesetzt und stapfte gemütlich an Land.
Die anderen Tiere waren verwundert. Warum kam das Flusspferd ausgerechnet in der heißesten Stunde des Tages aus dem kühlen Wasserloch? Es hätte doch bis zum Abend drin warten können. Gespannt, was es vor hatte, sahen alle anderen ihm nach.
Das Flusspferd beachtete die Schwitzenden nicht weiter und entfernte sich einige dutzend Meter vom Ufer. Dann machte es kehrt und grinste breit. »Attacke!«, rief es laut. Nun setzte es seinen großen, schweren Körper in Bewegung. Innerhalb weniger Sekunden wurde es so schnell, wie man es niemals von ihm vermutet hätte. Dann sprang es in die Luft und jubelte laut. »Arschbombe!« Mit einem lauten Platsch landete es im Wasserloch, dass es meterweit in alle Richtungen spritzte. Endlich gab es eine Abkühlung für die anderen Tiere, die nun glücklich aufatmeten.

(c) 2022, Marco Wittler


Bild von Dmitry Abramov auf Pixabay

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