1224. Katis Lieblingsbuch

Katis Buch

Kati saß mitten im Wald am Teich. Während Mama und Papa etwas abseits auf einer Bank an einem Tisch saßen und picknickten, hatte es sich Kati am Ufer gemütlich gemacht und las eine Seite nach der anderen. Es war ihr absolutes Lieblingsbuch, das ganz viele schöne Geschichten beinhaltete. Mittlerweile kannte sie diese schon auswendig, hätte das Buch aus dem Kopf komplett neu aufschreiben können. Trotzdem las sie immer wieder darin. Kati merkte nicht einmal, dass sich bei jedem Wort und jedem Satz ihre Lippen bewegten und sie flüsternd mitsprach.
Nach und nach sammelten sich um Kati andere Kinder, dir ihr andächtig lauschten. Sie wollten unbedingt, die vielen spannenden Geschichten hören. Neben den Kindern kamen auch die Enten und Frösche aus dem Teich ans Ufer. Fische hoben ihre Köpfe aus dem Wasser. Die Vögel in den Bäumen hörten auf zu zwitschern. Es schien, als würde der komplette Wald dem Mädchen zuhören, was ihr aber noch gar nicht aufgefallen war.
Nach einer Weile endete die letzte Geschichte. Kati klappte das Buch zu, sah auf und erschrak. So viele Zuhörer hatten sich um sie geschart.
»Huch! Was macht ihr hier?« Kati wurde unsicher. So etwas hatte sie noch nie erlebt.
»Wir hören dir zu. Du liest so toll.«, sagte ein kleines Mädchen. »Kannst du vielleicht nochmal von vorn anfangen?«
Kati blickte zu ihren Eltern und schüttelte den Kopf. »Ich glaube, wir werden bald wieder nach Hause fahren.«
Sie blickte auf ihr Buch und dann einmal im Kreis. Den flehenden Augen konnte sie nicht widerstehen.
»Das ist mein Lieblingsbuch. Ich möchte es euch schenken. Wenn ihr nur halb so viel Spaß daran habt wie ich, dann ist es das wert.«
Kati legte das Buch auf einen Stein neben sich. »Wer sich zuerst auf meinen Platz setzt darf meine Geschichte behalten und vorlesen und gibt es danach wieder weiter. So wird dann ohne Pause gelesen und es gibt hier immer wieder Geschichten zum zuhören.«
Schon bildete sich im Kreis eine Reihe. Jeder wollte einmal an die Reihe kommen. Für dich Nacht boten sich ein paar Fledermäuse an, die sich erst jetzt aus ihren Verstecken trauten.
Kati nickte zufrieden. »In ein paar Tagen bin ich wieder da. Dann möchte ich auch mal eine Zuhörerin sein.«
Schon bald verbreitete sich in Nah und Fern die Kunde, dass am kleinen Teich im Wald Geschichten vorgelesen wurden. Wann auch immer sich jemand hierher verirrte oder den Platz gezielt ansteuerte, konnte er sich sicher sein, eine Geschichte hören oder selbst vorlesen zu können.

(c) 2022, Marco Wittler

Das Bild stammt von Freu-lein Edelholtz, der ich unglaublich dankbar bin, dass sie die Geschichte so wundervoll in ihren Farben und ihrem Stil eingefangen hat.

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