1269. Die Kätzchen machen Lärm

Die Kätzchen machen Lärm

Miau! Miau!
Schon seit Stunden konnte Mama nicht einschlafen. Sie wälzte sich im Bett hin und her, wurde aber die ganze Zeit wach gehalten, während der Rest der Familie tief und fest schlief.
Hätte Papa mal wieder geschnarcht, dann wäre es nicht so schlimm gewesen. Daran hatte sich Mama schon vor Jahren gewöhnt. Doch in dieser Nacht hörte sie ununterbrochen mehrere Kätzchen miauen.
»Das kann doch nicht richtig sein. Die armen Tieren schreien bestimmt nicht ohne Grund. Wahrscheinlich sind es kleine, hungrige Kätzchen, die von ihrer Mama nicht mehr versorgt werden.«
Ganz besorgt stand Mama auf. Während sie durch das Haus lief, blieb sie immer wieder stehen und horchte in die Dunkelheit hinein. Sie versuchte die Richtung zu finden, aus der die lauten Rufe kamen. Scheinbar befanden sich die hilflosen Kätzchen im Vorgarten.
Mama zog sich ihren Bademantel über und schlüpfte in ihre Sandalen. Dann verließ sie das Haus. Bevor sie den Eingangsbereich, sah sie noch einmal in alle Richtungen. Sie wollte nicht riskieren, von den Nachbarn gesehen zu werden. Erst dann traf sie nach draußen.
Nun war das Miauen ganz klar und laut zu hören. Mama sah sich um, ging auf den großen Baum zu, der mitten auf der Vorgartenwiese stand und sah an ihm hinauf. Das Rufen kam aus der Baumkrone.
»Nein, das darf doch wohl nicht wahr sein.« Mama riss die Augen auf. Die Weidenkätzchen an den Ästen blühten und miauten, so laut sie nur konnten.
»Seid bitte etwas leiser.«, bat Mama. »Ich kann so nicht schlafen.«
»Wir müssen bestäubt werden.«, antworteten die Weidenkätzchen. »Bitte bestäube uns.«
Mama lachte. »Da seid ihr heute aber ein wenig spät dran. Für die Bestäubung sind die Bienen, die Hummeln und all die anderen Insekten zuständig. Aber auch die schlafen bereits. Aber ich verspreche euch, dass sie Morgen wieder zu euch geflogen kommen. Ich werde ihnen höchstpersönlich Bescheid geben.«
Damit gaben sich die Weidenkätzchen zufrieden und verstummten. Mama konnte endlich ins Bett gehen und schlafen.

(c) 2022, Marco Wittler

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