1354. Sternenstaub

Sternenstaub

Hallo Oma Sonne.

Heute erreicht dich wieder eine Flaschenpost von mir, in der ich Dir davon berichte, was ich in der unendlichen Weite des Weltalls erlebt habe.
Mein kleiner Mond hat sich mächtig ins Zeug gelegt, dicke Backen gemacht und kräftig in unser Segel geblasen, um eine weite und anstrengende Reise zu unternehmen.
Gemeinsam segelten wir vorbei an Sonnen, an Sternen und bunten Gasnebeln. Manchmal konnte wir sogar die Bewohner der seltenen Wurmlöcher beobachten.
Irgendwann ging unsere Reise aber doch zu Ende. Wir landeten auf einer Welt, die es kein zweites Mal gab. Mein Mond setzte sich gemütlich unter einen Baum. Der lange Flug hatte ihn müde gemacht. Er brauchte dringend etwas Schlaf. Ich machte mich derweil allein daran, die Umgebung zu erkunden.
Die Natur um mich herum war wunderschön. Zwischen kleinen, bauen Büschen, standen nur wenig größere Bäume mit roten Blättern. Jedes Mal wenn der Wind sachte an ihnen vorbei säuselte, begannen die Blätter zu singen. Du kannst dir bestimmt vorstellen, wie gut es mir gefallen hat und wie gern ich länger geblieben wäre. Aber dann könnte ich keine anderen Welten mehr besuchen.
Irgendwann schmerzten meine Füße und ich musste mich setzen. Ich nahm auf einem Felsen Platz, der so weich wie Zuckerwatte war. Ich versank zur Hälfte in ihm, hatte es aber wahnsinnig gemütlich.
Plötzlich war da etwas vor meinen Füßen. Kleine Wesen liefen hin und her. Ich mühte mich wieder hoch, blickte auf die Wiese und sah kleine Wesen mit bunten, durchsichtigen Flügeln, die ganz aufgeregt waren.
»Was ist denn mit euch passiert?«, fragte ich besorgt. »Ist etwas Schlimmes geschehen?«
Sie blieben stehen und sahen mich an. Winzig kleine Tränen standen ihnen in den Augen.
»Wir können nicht mehr fliegen. Uns ist der Feenstaub ausgegangen.« Sie bewegten ihre Flügel, blieben aber auf dem Boden gefangen.
Ich bekam großes Mitleid und hätte den kleinen Wesen so gern geholfen. Aber ich wusste nicht wie. »Woher bekommt ihr denn euren Feenstaub?«
Sie zeigten zum Himmel. »Er fällt einfach zu uns herab.«
Ich blickte hinauf. Statt des unendlichen Sternenmeers, sah ich eine dicke Wolkendecke, die sich nicht vo Fleck bewegte. Sie schien den Staub aufzuhalten. Ich versprach den Feen, mich darum zu kümmern und ihnen zu helfen. Dann lief ich zurück zu meinem kleinen Mond.
»Kleine Mond!« Er hörte mich schon von Weitem. Er wusste sofort, dass etwas geschehen war und ich ihn brauchte. Er machte sich bereit, spannte das Segel an und ließ mich Platz nehmen. Gemeinsam hoben wir ab und flogen dem Himmel entgegen.
»Auf dieser wunderschönen Welt leben kleine, bezaubernde Feen, die ihre Fähigkeit zum Fliegen verloren haben. Sie bekommen keinen Feenstaub mehr.
Das verständnisvolle Nicken meines kleinen Mondes sah ich schon nicht mehr. Wir drangen in die dichten Wolken ein, nur um Sekunden später im Weltall anzukommen.
Wir besuchten ein paar Sterne in der näheren Umgebung, sammelten ihren wertvollen Sternenstaub und flogen zurück. Bevor wir landeten, band ich die Wolkendecke mit einem Seil an meinem Mond fest, damit er sie fort ziehen konnten. Es wurde wieder heller.
Wir landeten. Sofort kamen die kleinen Feen auf uns zu gestürmt. Ich griff in den Sack, den ich mitgebracht hatte und verstreute den Sternenstaub. Sofort bewegten sich die Flügel der kleinen Wesen. Sie hoben ab und tanzten voll Freude um uns herum.

Mit einem Lächeln im Gesicht und einem guten Gefühl machten mein kleiner Mond und ich uns wieder auf den Weg, um eine neue Welt zu entdecken, von der ich dir berichten kann. Natürlich werde ich dir von dort eine neue Flaschenpost schicken, die ihren Weg durch das Sternenmeer zu dir finden wird.

Ich habe dich liebe Oma Sonne.
Dein kleines Mädchen mit dem kleinen Mond

(c) 2022, Marco Wittler

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