1371. Der Flug zu den Sternen

Der Flug zu den Sternen

Die Nacht war hereingebrochen. Neben dem vollen Mond konnte man am Himmel tausende kleine Lichtpunkte erkennen. Die Sterne lockten immer wieder die Blicke zu sich hinauf und ließen von einer Reise in die Unendlichkeit des Alls träumen. Ein kleine Wissenschaftlergruppe träumte nicht nur davon, sie arbeiteten bereits fieberhaft an der Umsetzung.
»Das Zeitfenster ist beinahe erreicht. Wir können in wenigen Minuten starten.«, sagte der Kommandant der vor ein paar Jahren gegründeten Weltraumbehörde, die sich im Innern eines Buchsbaums befand. Er warf einen Blick auf den Countdown. Es verblieben nur noch 150 Sekunden. »Öffnet den Raketensilo.« Schon schoben sich die Äste auseinander. Der Weg zu Sternen war frei.
»Viel zu lange sind unsere Vorfahren dem Irrglauben gefolgt, dass jedes große Licht, der Mond sein müsste. Viele sind diesen Lichtern gefolgt und haben dabei den Tod gefunden. Entweder landeten sie in Lagerfeuern oder hatten Zusammenstöße mit den Scheinwerfern menschlicher Fahrzeuge. Doch damit nun endgültig Schluss. Die Jahrhunderte und Jahrtausende der Irreführung sind ein für alle mal vorbei. Mit unserer Rakete werden unsere Astronauten dem Mond erreichen.«
Der Kommandant strich sich zufrieden über seine Flügel und spürte die Blicke der Facettenaugen seiner untergebenen Motten auf sich.
»Von nun an wird kein Falter mehr an falschen Lichtquellen sterben.« Jubel schallte ihm entgegen. Der heutige Tag würde in die Geschichte eingehen.
Der Countdown näherte sich dem Ende. Bei Erreichen der Null wurde die Rakete gestartet. Gleich fünf Motten wurden aus dem Buchsbaum geschossen und flogen dem Hellen Licht über sich entgegen. Wenige Sekunden später knallten sie gegen das Schutzglas der Straßenlaterne. Die Rakete zerbarst, fiel auf den Boden und riss die gesamte Besatzung mit in den Tod. Sie waren schon wieder einem Irrtum aufgesessen.

(c) 2022, Marco Wittler

Ersten Kommentar schreiben

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*