1380. Pauline holt die Sterne vom Himmel

Pauline holt die Sterne vom Himmel

Im großen Saal des Planetariums wurde es dunkel. Pauline, ihr bester Freund Ben und Mama lehnten sich in ihren Sesseln zurück. Die ersten Sterne erschienen an der hohen Decke und bewegten sich über die Zuschauer langsam hinweg.
Während der Astronom in der Mitte seinen Vortrag begann und über die Entstehung des Universums sprach, flammten nun auch kleine Lichter im Boden auf. Man bekam das Gefühl, als würde man zwischen den Sternen schweben.
Ben verlor alle Farbe aus dem Gesicht. Er wurde blass und zitterte am ganzen Körper. »Tut mir leid. Ich muss hier sofort raus. Mir wird schlecht.«
Der Astronom bemerkte es sofort, unterbrach seinen Text und drehte das Licht etwas auf. Ben konnte den Saal sicher verlassen. Mama und und Pauline folgten ihm.
»Ihr müsst mir nicht folgen.«, versuchte sich Ben zu entschuldigen. »Ich habe wahnsinnige Höhenangst und hätte echt nicht gedacht, dass mir das sogar in einem Saal mit unechten Sternen passiert.« Er lachte verächtlich über sich selbst. »Ich bekomme sogar Angst, wenn ich auf einem Teppich stehe und nach unten schaue.«
Pauline legte ihm die Hände auf die Schultern und sah Ben in die Augen. »Du musst dich dafür nicht entschuldigen. Das ist bei dir einfach so. Es hat bestimmt jeder vor irgendwas Angst.«
Sie sah sich um und entdeckte einen Mitarbeiter des Planetariums. »Ich habe da eine Idee.« Sie verließ ihre Begleiter und sprach mit dem Mann hinter der Rezeption. Er hörte Pauline eine Weile zu, nickte und ging dann mit ihr in einen anderen, freien Saal.
»Was machen die denn jetzt?« fragte Ben Mama. »Die sind jetzt bestimmt dort drin, um über mich und meine Höhenangst zu lachen. Ich komme mir so doof vor.«
Nun war es Mama, die ihn ansah. »Du hast da etwas vergessen. Du redest gerade über Pauline. Du weißt, dass sie niemals schlecht über jemanden redet. Ich bin mir sicher, dass sie gerade an einer ganz großen Idee arbeitet.«
Ben schniefte laut und nickte.
Die Zeit verging. Erst nach Ende der eigentlichen Vorstellung kam auch Pauline wieder zu den anderen. »Ben, du wirst heute noch in den Genuss einer neuen Vorstellung kommen. Du wirst etwas über unsere Planeten erfahren, ohne unter Höhenangst zu leiden.«
»Ist schon gut.«, Ben winkte ab. »Ich habe Höhenangst, das ist halt so. Ich werde nicht wieder in diesen Saal gehen.«
Pauline nahm in an der Hand und zog ihn hinter sich her. »Wir gehen in einen anderen Raum.«
Sie betraten einen Konferenzraum. Die Tische und Stühle, die dort normalerweise standen, waren alle an die Wände geschoben worden. Dafür lagen große Kugeln auf dem Boden, die wie Planeten gestaltet waren. In deren Mitte stand der Astronom, der schon den ersten Vortrag gehalten hatte.
»Herzlich Willkommen, lieber Ben, sagte er. »Heute bekommst du eine Sondervorstellung, die auf festem Boden stattfindet. Es wäre doch sehr schade, wenn du zu uns gereist bist, ohne etwas über unser Sonnensystem zu erfahren. Ich verspreche dir auch, dass das Licht eingeschaltet bleibt und wir auch nicht abheben werden.«
Ben blickte zu den Männern, die das alles vorbereitet hatten, sah zu Pauline und musste sich eine Träne aus dem Auge wischen. »Du bist die Allerbeste. Das vergesse ich dir nie.« Dann lief er begeistert zwischen den Kugeln hin und her und ließ sich alles ganz genau erklären.

(c) 2022, Marco Wittler

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