1394. Dem Täter auf der Spur

Dem Täter auf der Spur

Kommissarin Lina kniete sich am Tatort auf den Boden. Mitten auf dem großen Kirmesplatz hatte ein Verbrechen abgespielt, dass es in der Kriminalgeschichte wohl in dieser Art noch nie gegeben hatte.Vor ihr lag das grässlich zugerichtete Opfer, das den Angriff nicht überlebt hatte. Am Armen und Beinen waren tiefe Wunden zu erkennen, das darunter liegende Gewebe drückte sich heraus. Ein Auge fehlte.
»Wenn ich mehr Platz hätte, könnte ich auch besser arbeiten und nach Spuren suchen, die uns zum Täter führen.« Doch die vielen Kirmesbesucher, die an der Schießbude vorbei kamen, interessierten sich nicht für das Geschehnis, an dem sie achtlos vorbei schritten.
Inspektor Paul stellte sich vor seiner Chefin auf und teilte die auf sie einströmende Mengenmenge, um das Schlimmste zu verhindern.
»Was ist hier nur passiert? Wie konnte das Opfer so grausam zugerichtet werden, ohne dass es jemand mitbekommen hat? Das kann doch in diesem Trubel gar nicht sein. Irgendwer muss etwas gesehen haben.«
Lina stand auf, überließ das Opfer ihrem Kollegen und sah sich genau um. Plötzlich kreuzte sich ihr Blick mit dem eines Mannes, der schnell in eine andere Richtung sah. Sein Schritt wurde schneller, hektischer. Er versuchte, in der Menschenmasse unterzutauchen.
»Ich habe eine Spur!« Lina lief ihm sofort nach. Nach einigen Metern sprang der Verdächtige auf ein geparktes Motorrad und fuhr los.
»Nichts da!, brüllte Lina. »Du entkommst mir nicht.« Sie setzte sich hinter das Steuer eines unverschlossenen Wagens und fuhr dem Mann hinterher. Sie trat kräftig auf das Gaspedal, fuhr enge Kurven und riskierte alles. Trotzdem kam sie ihm nicht einen Zentimeter näher. Der andere war einfach ein viel zu guter Fahrer.
Plötzlich wurden Beide in ihrer Fahrt gestoppt. Ein anderer, sehr kräftig gebauter Mann kam auf Lina zu. »Hast du einen Fahrchip gelöst? Ich kann es nämlich gar nicht leiden, wenn jemand auf meinem Karussell mitfährt, ohne zu bezahlen.«
Lina seufzte. Sie verließ das kleine Auto. Auch Papa, den sie über den halben Kirmesplatz verfolgt hatte, stieg mit rotem Kopf vom Motorrad des Kinderkarussells.
»Wie soll ich denn jetzt den Fall lösen? So macht das Ermitteln doch gar keinen Spaß.«
Sie gingen gemeinsam zum Tatort zurück. Ihr Bruder Paul hatte den stark beschädigten Teddybären mittlerweile aufgehoben und sah Lina triumphierend entgegen. »Ich habe den Fall gelöst.«, jubelte er. »Ich habe es ganz allein geschafft.« Dann zeigte er auf die Schießbude hinter sich. Dort hing ein weiterer Bär, der bereits einige Fehlschüsse der Kirmesbesucher hatte einstecken müssen.
»Ganz toll.« Lina war sauer auf Papa, der entschuldigend mit den Schultern zuckte. »Tut mir leid, dass ich vergessen habe, die Fahrchips im Voraus zu kaufen. Beim nächsten Mal plane ich die Ermittlungsarbeiten etwas besser.«

(c) 2022, Marco Wittler

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