1450. Der Flug zum Mond

Der Flug zum Mond

Es knallte, es zischte und krachte. Paul wurde mitten in der Nacht aus seinen Träumen gerissen, in denen er kleine Mäuse durch den Garten jagte. Entsetzt sah er sich um. Was geschah dort draußen?
Ängstlich kam der kleine Kater aus der warmen Höhle seines Kratzbaum gekrochen und entdeckte sofort die hellen Lichter, die dem Himmel entgegen flogen.
»Du meine Güte, was ist denn das? Die Dinger sind so hell, so bunt und schnell.«
Paul sah fasziniert zu und war insgeheim froh, die Nacht nicht unter freiem Himmel verbracht zu haben. Seine Angst mit einem dieser Lichter in die Nacht hinauf zu steigen, erzeugte ein ungutes Gefühl in seinem Magen.
Aufsteigen? Moment mal. Plötzlich hatte der kleine Kater eine grandiose Idee. Diese Raketen, davon hatten gerade die Menschen im Wohnzimmer gesprochen, flogen so hoch, das sie bestimmt die fernsten Ziele erreichen konnten. »Damit werde ich zum Mond reisen. Es weiß doch jeder, dass dieser aus Käse besteht, und wo Käse ist, sind die Mäuse auch nicht weit. Das wird ein großer Festtagsschmaus.«
Paul musste kichern, weil die Maus im Wort Festtagsschmaus drin steckte. Besser konnte es gar nicht passen.
Der Kater schlich sich nach draußen,schnappte sich die erstbeste Rakete, die er finden konnte und flog mit ihr dem Himmel und damit dem Mond entgegen.
Je höher der Flug ging, desto heller leuchtete die Rakete auf und zog einen noch längeren Schweif hinter sich her. Mit lautem Getöse ging es durch die Wolken, vorbei an kleinen und größeren Sternen, bis Paul unsanft auf der Oberfläche des Mondes landete. Beinahe wäre er dabei in einen tiefen Krater gerutscht.
»So, wo sind jetzt die leckeren Mäuse? Ich habe großen Hunger.« Paul sah sich um, konnte aber keinen einzigen kleinen Nager entdecken. »Das ist ja seltsam. Es sollte hier eigentlich vor Mäusen nur so wimmeln. Irgendwas stimmt da nicht.«
»Das hast du sehr gut erkannt, mein hungriger Freund.«
Der Kater fuhr erschrocken herum und sah sich einer alten, buckligen Katze gegenüber die sich auf einem krummen Stock abstützte. »Du bist nicht der Erste, der sich von den Geschichten über den Käsemond hierher locken ließ. Es gibt unzählige Katzen hier. Aber keine Mäuse. Sie haben sich das alles nur ausgedacht. Käse gibt es hier keinen.«
Paul seufzte leise und ließ den Kopf hängen. Er sackte in sich zusammen, kippte zur Seite und blieb mit der Nase auf dem Mondboden liegen.
Plötzlich begann der kleine Kater zu schnuppern. »Moment mal. Das duftet wie der beste Mozzarella, dem ich je begegnet bin. Du hast gesagt, es gibt hier keinen Käse.«
Die alte Katze rümpfte ihre Nase. »Bah Mozzarella ist für mich kein richtiger Käse. Der schmeckt nach nichts.«
Paul zuckte mit den Schultern und stopfte sich ein großes Stück Mond in den Mund. »Ich brauche keine Mäuse zum Abendessen.«, sagte er laut schmatzend. »Wer so leckeren Mozzarella bekommt, will gar nichts anderes mehr.«

(c) 2023, Marco Wittler

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