1451. Die Armee des dunklen Fürsten

Die Armee des dunklen Fürsten

Düstere Wolken zogen über das Land. Donner grollte. Blitze zuckten vom Himmel herab und tauchten die Landschaft immer wieder in ein kaltes Licht.
Am fernen Horizont schob sich eine dunkle Masse die hohen Berghänge herab und kam der Küste des sanften Meeres immer näher.
Auf einer der vielen Klippen stand Kommandant Eramus auf dem Balkon eines alten Leuchtturms und blickte besorgt in die Ferne und zwirbelte dabei nervös an den langen Haaren seines roten Oberlippenbarts.
»Das sieht nicht gut aus. Das sieht ganz und gar nicht gut aus. Ich fürchte, mit dem Frieden in unserem Land wird es bald ein Ende haben. Ich muss den König informieren und die Verteidigung aus der Bereitschaft holen.«
Er wandte sich dem Meer zu, befestigte einen kleinen Zettel am Bein einer Taube und warf den Vogel in die Luft. »Flieg, mein kleiner Freund, flieg. Hoffentlich erreichst du das Königreich der roten Sonne noch rechtzeitig.«
Die dunkle Masse war inzwischen so nah gekommen, dass man Einzelheiten erkennen konnte. Unzählige Krieger in schweren Rüstungen mit noch schwereren Waffen in ihren Händen hatten den Leuchtturm inzwischen eingekreist. Neben hässlichen Orks, die aus ihren feuchten Höhlen gekrochen sein mussten, waren auch einige Trollgruppen zur Unterstützung dabei.
Kommandant Eramus schluckte schwer, während er seine rechte Hand auf das Heft seines Schwertes legte. »Ich werde diese Stellung nicht lange halten können, wahrscheinlicher ist sogar, dass ich in ein paar Minuten tot bin. Die Horden des dunklen Fürsten kann man nicht allein aufhalten oder bezwingen. Trotzdem werde ich meinen Posten nicht verlassen.«
Die Angreifer kamen näher. Sie zückten ihre Waffen, brüllten laut, feuerten sich gegenseitig an und stürmten los. Mit dieser geballten Kraft würden sie den Leuchtturm in Sekunden überrennen und das Meer erreichen.
Doch dann geschah etwas völlig Unerwartetes. Die ersten Krieger zerplatzten unter lautem Knallen. Ihnen folgten Weitere. Innerhalb weniger Minuten war die riesige Armee aufgerieben und verschwunden.
»Was hat das zu bedeuten?« Kommandant Eremus wollte seinen Augen nicht trauen. Bis eben hatte er noch um sein Leben gebangt. Nun blickte er auch ein leeres Schlachtfeld hinab.
»Nichts zu danken.« Ein kleiner Igel kämpfte sich auf seinem Haufen zerplatzter Folien hervor. »Der dunkle Herrscher war auch schon mal bedrohlicher. Wie arm ist das denn, wenn er eine Armee aus Luftballons in den Krieg schickt? Er hat wohl gedacht, dass er mit dieser Übermacht jeden Gegner in die Flucht schlägt.« Der Igel strich sich seine Stacheln zurecht. »Aber sie haben nicht damit gerechnet, dass der furchtlose Lord Pieks gerade in der Gegend war.«

(c) 2023, Marco Wittler

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