1543. Super-Cat

Super-Cat

Die kleine Katze schlief tief und fest in ihrem warmen Körbchen und träumte davon, wie heldenhaft hinter Mäusen herjagte und sie mühelos einfing. Doch dann wurde sie von einem Rascheln aus dem Schlaf gerissen.
Die Katze war sofort wach, riss die Augen auf und sah sich neugierig um. War jemand ins Haus eingedrungen, hatte sich jemand unerlaubten Zutritt verschafft? »Wo sind die Mäuse? Ich werde aus unserem Heim vertreiben. Ich bin Super-Cat.«
Nun wurde auch der alte Kater wach, hob kurz den Kopf und grinste. »Für eine Superkatze bist du viel zu klein. Aber wenn du immer an die glaubst, kannst du es eines Tages werden.«
Das hörte sich gut an. Aber noch immer war nicht geklärt, woher das Geräusch gekommen war, das noch immer zu hören war.
»Was ist denn das?« Die kleine Katze hatte den Ursprung des Raschelns gefunden. Die Menschen, die hier im Haus zur Untermiete lebten, hatten mehrere Kartons aufeinandergestapelt und packten sie gerade in buntes Papier ein. »Das kann nur eines bedeuten.« Ein Blick auf den Kalender brachte die Bestätigung. »In ein paar Tagen ist Weihnachten. Ich wusste es doch. Darauf habe ich schon so lange gewartet. Jetzt kann ich mir endlich etwas wünschen und mir meinen großen Traum erfüllen.«
Die kleine Katze schloss die Augen, sah sich in einem bunten Superheldenkostüm, ausgestattet mit übernatürlichen Superkräften und einem unüberwindbaren Schutz, der sie gegen jeden Bösewicht unverwundbar machte. »Bald bin ich Super-Cat.«
Der alte Kater lachte. »Diesen Wunsch wird dir niemand erfüllen können. Superheld wird man nicht einfach durch ein Geschenk.«
Das war der Katze egal. »Pöh. Ich werde trotzdem eine Super-Cat. Und damit mich niemand übersieht oder vergisst, Lege ich mich jetzt unter den Weihnachtsbaum und bleibe so lange dort liegen, bis ich ein Superheldenkostüm bekomme.« Sie marschierte los und setzte ihren Plan sofort in die Tat um. Auf dem Weg zum Baum schnappte sie sich ihr liebstes Kuschelkissen und machte es sich unter den stacheligen Ästen gemütlich. »So. Erster Teil meines Plans ist erledigt. Der Rest wird ein Kinderspiel.«
Die nächsten Tage vergingen nur langsam und es passierte wenig bis gar nichts. Die kleine Katze verließ nur zum Futtern und für den Weg zum Katzenklo ihren Platz. Danach kehrte sie sofort wieder zurück. Aber niemand bereitete ihr ein Weihnachtspaket vor. Die Menschen schien es nicht zu interessieren, dass die Katze einen so besonderen Wunsch hatte.
Weihnachten kam, Weihnachten ging. Was aber nicht kam, war das Superheldenkostüm für die Katze. Deswegen blieb sie, wo sie war. »Und wenn es bis zum nächsten Weihnachtsfest dauern wird. Ich werde warten.«
Mittlerweile stand Silvester auf dem Kalender. Der Weihnachtsbaum hatte zu nadeln begonnen und die Äste wurden immer kahler.
»Ich habe die Nase voll.« Nun erhob sich die Katze doch. »Ich kann auch nächstes Jahr Weihnachten auf mein Superheldenkostüm warten.« Sie marschierte durch das Wohnzimmer und streifte dabei das Bein eines Menschen, der sofort aufschrie und sein Gesicht vor Schmerzen verzog.
Die Katze riss die Augen auf und blickte auf ihr Fell, in den unzählige Tannennadeln steckten. Sie sah aus wie ein kleiner Igel. »Das ist ja krass. Mein Weihnachtswunsch wurde doch noch erhört. Das ist jetzt mein Schutzschild, der mich vor jedem Superschurken schützen wird. Ich bin Super-Cat.«
Sie rannte durch die einzelnen Räume des Hauses und rief immer wieder ein lautes »Super-Super-Super-Cat«.

(c) 2023, Marco Wittler

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