Santa Claus gibt Gas
Es war Nacht.
Es war die eine ganz besondere Nacht.
Nicht nur die Kinder auf der ganzen Welt hatten ungeduldig und mit großer Begeisterung auf sie gewartet, auch für einen ganz bestimmten Mann war sie die schönste Zeit im Jahr. Santa Claus war unterwegs, um unzählige Geschenke unter die reich geschmückten Bäume zu legen. Es war Weihnachten.
Der große Schlitten mit dem riesigen Sack an Bord, landete gerade auf einem Häuserdach. Mit einem lang eingeübten Sprung, verließ Santa seinen Platz und landete, ohne wegzurutschen, mit seinen Stiefeln im Schnee.
Er griff zu seinem goldenen Buch, dass er sicher im Handschuhfach verstaut hatte und blätterte durch die Seiten, bis er das richtige Kind fand. „Da ist der Kevin schon.“ Gründlich las er die Einträge. Mal schüttelte er den Kopf, mal nickte er. „Kevin war dieses Jahr nicht sehr artig. Er hat öfter in der Schule gefehlt, hat nur selten Hausaufgaben gemacht und sich immer wieder mit anderen Kindern gestritten.“ Santa überlegte kurz und begann zu lächeln. „Kevin hatte ein schlimmes Jahr. Er war oft krank, seine Eltern streiten sich viel. Das ist zwar keine Entschuldigung, aber ein Geschenk bekommt er trotzdem. Jeder hat ein Geschenk und damit ein klein wenig Glück verdient.“ Santa holte ein festlich verpacktes Paket mit roter Schleife aus dem Sack im Schlitten und sprang damit in den Kamin. In Sekundenschnelle war er nach unten gerutscht und stand im Wohnzimmer neben dem bunt geschmückten Baum.
„Was duftet denn hier so lecker?“ Santa Claus entdeckte auf dem nahen Tisch eine Schale mit Keksen und ein großes Glas Milch. Er seufzte und strich sich über den dicken Bauch, der sich sofort beschwerte. Mit einer Laktoseintoleranz musste er auf solch Leckereien leider verzichten. Er seufzte. „Ach, was soll es? Ein Mal ist kein Mal. Es wird mich schon nicht umbringen. Ich bekomme nur Bauchschmerzen.“ Er legte das Geschenk für Kevin unter den Baum und genoss Kekse und Milch. „Jetzt aber schnell wieder nach oben. Die Arbeit ruft.“
Santa Claus kletterte im Kamin wieder nach oben und verspürte bereits auf dem Weg ein Zwicken, ein Zwacken und ein Ziehen im Bauch. Es ging los.
„Oh, oh. Das kommt schneller, als ich dachte. Diese blöde Intoleranz.“ Schnell kletterte er aus dem Schlot, trat zurück auf das Dach und winkte seinen Rentieren zu. „Rudolph, ihr könnt jetzt Feierabend machen. Schnallt euch ab. Setzt euch in den Schlitten. Ich übernehme für den Rest der Strecke.“
Santa Claus schnappte sich das Zaumzeug, band es sich um den Bauch. Sekunden später furzte er das erste Mal und wurde davon in die Luft geschleudert. Den Schlitten zog er mühelos hinter sich her, als würde er nichts wiegen.
„Das ist das krasseste Weihnachten, das ich je erlebt habe. Warum haben wir das nicht schon viel früher ausprobiert?“
Rudolph, der hinter Santa auf dem Schlitten Platz genommen hatte, wedelte verzweifelt mit einem Huf vor seiner Nase her, die er mit dem anderen zu verdecken versuchte. Der Gestank, in dem er sich notgedrungen befand, war unerträglich. „Ich hätte da eine Ahnung, warum wir das noch nie gemacht haben.“
(c) 2024, Marco Wittler
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