271. Die Mauslinge

Die Mauslinge

Lena war erstaunt und wurde gleich neugierig.
»Mauslinge? Was soll das denn sein? Davon habe ich ja noch nie gehört.«
Papa kratzte sich am Kopf und überlegte, wie er das alles nun erklären sollte. Doch dann fiel ihm eine Geschichte ein.

Vor langer Zeit lebte ein Völkchen kleiner Kobolde unter der Gartenhecke. Sie waren so klein, dass sie nicht größer als eine Maus waren. Deswegen nannte man sie Mauslinge.

Lena sah sich im Garten um und warf einen Blick zur Hecke.
»Dort drunter sollen sie leben? Das kann ich mir gar nicht vorstellen.«
Doch da wurde sie von Papa unterbrochen.
»Nun warte doch erst einmal ab, bis ich fertig bin.«

Die Mauslinge waren fleißige kleine Kerlchen. Tag für Tag schufteten sie unter der Erde. Sie gruben tiefe Stollen und holten wertvolles Gold ans Tageslicht.

»Richtiges Gold?«, fragte Lena.
Papa nickte und setzte seine Geschichte fort, während seine Tochter wieder einen neugierigen Blick zu Hecke warf.

Doch nur selten hatte ein Mensch diese kleinen Wesen zu Gesicht bekommen. Das war auch gut so. Denn wenn ein Mausling gefangen wurde, musste er sofort all sein Gold her geben, um wieder seine Freiheit zu erlangen.

»Passiert das denn oft?«, fragte Lena.
»Nein.«, antwortete Papa.
»Die Mauslinge halten sich gut versteckt und gehen uns Menschen immer aus dem Weg. Sie teilen nämlich nur ungern ihr Gold.«
Das fand Lena ungerecht. Sie stand von ihrem Stuhl auf und sah sich im Garten um.
»Ich will auch was von dem Gold haben. Das können die Mauslinge doch nicht für sich behalten.«
Und schon lief sie hin und her, sah unter jede Hecke, jeden Busch und jeden Baum. Ganz hinten in einer Ecke blieb sie plötzlich stehen und bekam große Augen.
»Papa.«, rief sie laut.
»Komm ganz schnell her.«
Als Papa neben ihr stand, zog Lena eine große Holzkiste auf den Rasen.
»Die hat dort unter der Hecke gestanden.«, sagte sie mit großen Augen und öffnete vorsichtig den Deckel.
»Das sind ja ganz viele Goldtaler.«, rief sie begeistert und griff in ihren Schatz.
»Aber Papa. Das sind ja Schokoladenmünzen.«, stellte sie lachend fest und steckte sich die süßen Leckereien in den Mund.

(c) 2009, Marco Wittler

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